zum Hauptinhalt

Lesermeinung: Besserwessi

Zum Leserbrief „Kinder müssen drei Jahre gestillt werden“, 19.3.

Stand:

Zum Leserbrief „Kinder müssen drei Jahre gestillt werden“, 19.3. 2008

Anfangs war ich zornig, aber jetzt danke ich dafür. Eine schärfere Satire zum Thema „Besserwessi“ hätte keiner guten Gewissens schreiben können. Nichtwissen werfe ich niemandem vor, aber nichts lernen wollen und dabei belehren ist abstoßend. Die Mauer in den Köpfen gibt es immer noch. Nicht fassbar.

Wolfgang R. Schulz (71), Potsdam

„Kluge“ Schlüsse eines Hobbypsychologen

Das Thema der Kindstötungen bietet ein lohnendes Ziel für Hobbyprofiler, besonders aus den alten Bundesländern. Ein ganz herausragendes Dokument dafür ist der Leserbrief „Kinder müssen drei Jahre gestillt werden“. Es ist einfach, die ganze Sache zu „analysieren“ und daraus kluge Schlüsse zu ziehen. Sofort wird aus der Kiste die DDR-Erziehungsmethode herausgekramt, ein wenig Maaz zitiert und schon haben wir die Erklärung. Die Tötungen und Vernachlässigungen haben jedoch viel komplexere Gründe, gesellschaftlicher und sozialer Natur. In den alten Bundesländern kommt dies ebenso vor. Zu DDR-Zeiten sind uns in der Schule immer wieder Zeitungsfotos von misshandelten Kindern aus dem Westen gezeigt worden. Sie sollten belegen, dass der Kapitalismus die Menschen gefühlskalt werden lässt, so dass sie ihre Kinder misshandeln. Dies zu den gegenseitigen Beschuldigungen – sie dienen doch nur dazu, die eigene Überlegenheit darzustellen. Besonders bemerkenswert finde ich aber das: Alle Probleme sind gelöst, wenn Frauen ihre Kinder drei Jahre lang stillen. Ich hätte neun Jahre stillen müssen, denn ich habe drei Kinder. Ebenso das Rezept des Leserbriefschreibers gegen die Arbeitslosigkeit: Frauen bleibt zu Hause! Männer arbeitet mehr und dafür zahlt ihr weniger Steuern! Ich bin zu Hause geblieben mit meinen Kindern – was zu DDR-Zeiten eine absolute Ausnahme war. Ergebnis: Meine Rente ist so gering, dass ich auf Sozialhilfe angewiesen bin, Eingliederung in meinen alten Beruf ist schwer und die gesellschaftliche Anerkennung ist auch nicht vorhanden. Steuererleichterungen sind hier in der ehemaligen DDR, auf Grund der geringen Löhne, nicht das Allheilmittel. Aber vielleicht gibt es dafür auch einen guten Rat.

S. Krönke, per E-Mail

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })