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Lesermeinung: Bewusstlos am Bus

Keine Zivilcourage bei Schlägerei im Nachtbus gezeigt Nachdem sich jetzt mein Gemüt etwas beruhigt hat, möchte ich versuchen, nicht zu emotional zu schildern, was ich am 21. Juni um 23.

Stand:

Keine Zivilcourage bei Schlägerei im Nachtbus gezeigt Nachdem sich jetzt mein Gemüt etwas beruhigt hat, möchte ich versuchen, nicht zu emotional zu schildern, was ich am 21. Juni um 23.25 Uhr erlebt habe. Als ich in diEser Nacht in den Nachtbus (N1) stieg, wurde ich mit den „aufmunternden“ Worten „Hier hinten ist schon voll!“, aus den hinteren Reihen begrüßt. Das schien, außer mir, niemanden zu stören, obwohl der Bus natürlich noch nicht voll war. Ich war mir nicht sicher, ob ich besser aussteigen sollte oder nicht. Aber es kann ja nicht sein, dass ein Teil der Bevölkerung den öffentlichen Nahverkehr nicht nutzen sollte, nur weil eine kleine pöbelnde Gruppe mit im Bus sitzt. Es war auch nicht so, dass ich alleine im Bus war und außerdem gab es noch den Busfahrer. So fuhr ich zwei Stationen mit dem Bus N1 zur Haltestelle Humboldtring/Nuthestraße und beim Aussteigen wurde ich aus dem hinteren Teil des Busses angefletscht. Einer kam Sekunden später auch schon herausgehetzt und attackierte mich mit Schlägen aufs Gesicht und Tritten gegen die Beine. Es war mir noch möglich, ihm zu erklären, dass ich diese Art von Auseinandersetzung gar nicht schätze und nicht gewillt bin, mich auf sein Niveau herab zu lassen. Daraufhin ließ er nach und rannte in den noch wartenden Bus N1! Die Auseinandersetzung hatte einige Zeit in Anspruch genommen, was den Busfahrer weder dazu verleitete, an den Fahrplan zu denken und weiter zu fahren, noch an mich zu denken und mir Hilfe zu leisten – sei es durch eigenes Einschreiten, was heldenhaft wäre, oder durch Informieren der Polizei oder nur durch schlichtende Worte. Der Busfahrer aber wartete auf den Täter, bis er von mir los ließ und wollte ihn dann nach Hause chauffieren. Ich bin zwar Pazifist, bin aber nicht bereit, mir alles gefallen zu lassen. So wollte ich von demjenigen den Namen erfahren, der mich verprügelte. Sein Mut reichte aber nur so weit, um auf mich weiter einzuschlagen, bis ich – für einen kurzen Moment – das Bewusstsein verlor. Dann, so wurde mir später erzählt, stieg er seelenruhig in den Bus und verschwand. Ich finde es erschreckend, wie wenig Zivilcourage es in diesem Moment gab. Ich lag, als der N1 losfuhr, bewusstlos auf dem Boden und kein Insasse des Busses konnte eigentlich ahnen, wie es mir ging, doch verständigte niemand die Polizei oder die Feuerwehr. Am meisten enttäuschte mich aber der Busfahrer, der als Angestellter der Verkehrsbetriebe in Potsdam GmbH (ViP) eigentlich für Sicherheit und gegen Gewalt sein sollte, und trotzdem nichts unternahm. Für mich steht des Weiteren sein Verhalten im Widerspruch zur Geschäftsphilosophie: „Die Verkehrsbetriebe Potsdam GmbH unternimmt alles, damit ihre Fahrgäste pünktlich, sicher und angenehm ihr Ziel mit Bussen und Straßenbahnen erreichen“ und ich möchte im gleichem Atemzug die ViP darum bitten, ihre „Hand drauf“-Aktion um den Punkt Sicherheit zu erweitern. Sven Landschreiber, Potsdam

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