Lesermeinung: „Bitte keine Politik mit Denkmälern!“
Zu: „Max Dortu-Denkmal in ’Startlöchern’“, 1.3.
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Zu: „Max Dortu-Denkmal in ’Startlöchern’“, 1.3. Potsdam blieb von einer Denkmals und Straßenbenennungssucht nicht verschont. Deshalb ist heute Sensibilitiät im Umgang mit weiteren Zuwächsen erforderlich. Und Ehrlichkeit. Es darf nicht sein, dass sich offizielle Begründung und tatsächlich verfolgter Zweck grundlegend unterscheiden. dass Pferdefüße verdeckt werden, um zum Ziel zu kommen. Ich habe den Eindruck, dass dies bei einigen derzeit in Potsdam betriebenen Projekten der Fall ist. Deshalb wünsche ich mir: Bitte keine weiteren künstlerischen Scheußlichkeiten im öffentlichen Raum. Sie sind in Potsdam neben manch'' Schönem zu oft vorhanden und nicht jede steht wie das dürftige Karl Liebknecht Forum unbeachtet weit hinten im Lustgarten. Bitte keine Instrumentalisierung gegen etwas. Das geplante Denkmal für Max Dortu sollte nicht gegen die Garnisonkirche gerichtet sein und nicht für einen ideologisch verbrämten „Antimilitiarismus“ herhalten. Max Dortu mag für seine unerschrockene Zivilcourage und engagierten Kampf für die Demokratie geehrt werden. Als antimilitaristischer Säulenheiliger eignet er sich jedoch nicht. Der ehemalige Einjährige, der während seiner Militärzeit mit dem jungen Fontane brav auf Wache gestanden hat, führte beim badischen Aufstand im Jahr 1849 ein Bataillon und dachte zu Recht nicht daran, „die andere Backe“ hinzuhalten, als die Preußen anrückten. Und dann auch dies: Bitte lasst uns bei Straßennamen, wenn es schon politische Personen der Zeitgeschichte sein sollen, nur echte Demokraten nehmen. Wenn die PDS am 8. Mai 2005 ostentativ eine Straße nach Werner Nerlich benennen lassen will, so kann einem dabei nicht wohl sein. Ich will diesem nicht mehr lebenden Mann nicht zu nahe treten, aber eines ist gewiss, wenn man seine Vita betrachtet: Ein Demokrat war er nicht. Und dann wäre da noch das Lenindenkmal an der Hegelallee, dessen Wiederauferstehung uns droht. Wofür steht Lenin? Was wollen dessen Befürworter, etwas Harmloses? Lenin war ein brutaler Machtmensch und das, was man heutzutage einen Schreibtischmörder nennt. Also weg mit dem Denkmalschutz. Kurzum: Auch in unserer Zeit können neue Denkmäler ihre Berechtigung haben und in unserer Stadt wird sich immer mal wieder eine Straße finden, die nach einem ehrenwerten Bürger benannt werden kann. Aber als politische Kampfmittel sind Denkmäler und Straßennamen in unserer Zeit fehl am Platze. Eberhard Kapuste, Stadtverordneter und Vorsitzender des Ausschusses für Kultur
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