Lesermeinung: „Blutstropfen im Schnee“ ? – Stimmen gegen Stiftungsbann, für Winterfreude
Zu: „Stiftung verhängt Bann für Wintersportler. Rodeln, Ski- und Schlittschuhlaufen laut Parkordnung verboten / Verstärkte Kontrollen am Wochenende“, 13.
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Zu: „Stiftung verhängt Bann für Wintersportler. Rodeln, Ski- und Schlittschuhlaufen laut Parkordnung verboten / Verstärkte Kontrollen am Wochenende“, 13.1.2010
„Blutstropfen stammen von mir“
Na toll, die Schlösserstiftung will sich kulant zeigen , wenn Eltern ihre Kinder auf dem Schlitten durch den Park ziehen. Man muss vermuten, dass nächstens auch das Schieben von Kinderwagen nur dank der Kulanz möglich ist. Dass Anlagen und Bauwerke vor Beschädigungen geschützt werden, darüber gibt es keine Diskussion. Welcher Schaden jedoch entstehen soll, wenn Kinder am „Eierberg“ im Neuen Garten oder im Babelsberger Park Schlitten fahren, müsste noch erklärt werden.
Es wird den zuständigen Damen und Herren der Schlösserstiftung dringend empfohlen, sich dort mal an einem Nachmittag am Wochenende das begeisterte Gejuchze anzuhören und zu versuchen, etwas an dieser kindlichen Fröhlichkeit teilzuhaben, statt über Blutstropfen im Schnee zu räsonieren. Letzteres ist leicht erklärlich: Vielleicht sind die von mir, ich hatte an der Stelle vor einigen Tagen etwas Nasenbluten. Ich wünsche mir eine Bürgerinitiative gegen kinderfeindliche Arroganz.
Dr. Eberhard Wildenhahn, Potsdam
Anzeichen stiftungsinterner Verspanntheit
Fast hätten wir sie schon vermisst: die Presseerklärungen „unserer“ Schlösserstiftung, in denen die uneinsichtigen Einwohner dieser Stadt ermahnt werden, sich denkmalgerecht, aber am besten gar nicht, durch die Parks zu bewegen. Dieser temporäre Erklärungsnotstand wurde nun furios beendet.
Investigativ tätige Mitarbeiter der Stiftung begaben sich auf die Spurensuche dramatischer Verstöße gegen Recht und Gesetz. Haltlose Schlitten-, Ski-, und Skateboard–Rowdys warfen sich todesmutig in unschuldige Besuchergruppen, die sich nur notgedrungen und bluttriefend in die Sanitäranlagen des Marmorpalais schleppen konnten, während die sogenannten Wintersportler hohnlachend die Hügel der rot (!) gefärbten Winterlandschaft hinab glitten. Blutstropfen im Schnee.
Die aktuelle Presseerklärung ist ein akutes Anzeichen stiftungsinterner Verspanntheit; der Stiftungsrat möge bitte ein Machtwort sprechen: pro Winterfreude für alle.
Alexandra Mebus, Potsdam
Normale Bürger werden kriminalisiert
Das ist ja wohl das Letzte. Ich kann als Anwohnerin nur über den Babelsberger Park sprechen: Ich finde es schön, dass so viele Kinder draußen sind. Ich habe bis jetzt nur Rodler und Skifahrer gesehen.
Hier werden mal wieder normale Bewohner kriminalisiert, statt mit diesem Problem differenziert umzugehen. Aber das ist ja typisch für die Stiftung. Die Stiftung schlägt massiv Sichtachsen frei, die dann schöne Rodelhänge ergeben und fährt mit ihrer schweren Technik selbst auf den Hängen rum. Ich finde es auch nicht in Ordnung, dass alle Parks in einen Topf geworfen werden. Im Babelsberger Park wurde in den letzten 50 Jahren immer gerodelt. Wo soll man den sonst hin in dieser Stadt?
Ute Hübener, Potsdam
Stiftung bemüht Wahnbilder
Winterstimmung in Sanssouci ist immer beglückend. In den Gesichtern steht die Freude über die seltene Pracht geschrieben. Kinder rodeln die Asphaltwege seitlich der Schlossterrassen hinab. Wo sonst? Denn fast alle Rodelberge in Potsdam sind im Weltkulturerbegebiet. Kein normaler Mensch denkt Böses dabei. Wären da nicht die berufenen Hüter des Erbes, wie Frau Kühn, die zur Rechtfertigung ihres immer wieder nutzerfeindlichen Verhaltens Wahnbilder bemühen, in denen sich die Skispitzen in Touristenwaden bohren und Schlittenkufen im Asphalt tiefe Furchen hinterlassen. Das erinnert mich an den Herbst ''89, als angebliche „Umtriebe“ von normalen Bürgern notfalls mit Waffengewalt verhindert werden sollten. Lebensfremde Machtstrukturen und ihre Vollstrecker werden zum Glück von der Zeit eingeholt. Frau Kühn, setzen Sie sich einfach mal auf einen Schlitten und rodeln Sie los! Das wird Sie überzeugen, ohne Schaden an Leib, Seele und Welterbe. Und dann sieht man manches anders.
Dr. Christof Ziegert, Potsdam
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