Lesermeinung: Bollhagen und ihre Zeit klar dokumentieren!
Preußische Tugenden: Jörg Schönbohm und Hedwig BollhagenDanke Herr Schönbohm, mit Ihrer einseitigen Beleuchtung der Preußischen Tugenden haben Sie es geschafft, einen in unserer Stadt und an dem Projekt „Wiederaufbau der Garnisonkirche“ überfälligen öffentlichen Disput über die Ambivalenzen in unserer deutschen Geschichte in Gang zu setzen. Diese von preußischem Handeln und Denken maßgeblich geprägte Geschichte zeigt: Gerade die Widersprüchlichkeit Preußischer Tugenden und Befindlichkeiten ist das Besondere.
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Preußische Tugenden: Jörg Schönbohm und Hedwig Bollhagen
Danke Herr Schönbohm, mit Ihrer einseitigen Beleuchtung der Preußischen Tugenden haben Sie es geschafft, einen in unserer Stadt und an dem Projekt „Wiederaufbau der Garnisonkirche“ überfälligen öffentlichen Disput über die Ambivalenzen in unserer deutschen Geschichte in Gang zu setzen. Diese von preußischem Handeln und Denken maßgeblich geprägte Geschichte zeigt: Gerade die Widersprüchlichkeit Preußischer Tugenden und Befindlichkeiten ist das Besondere.
Das nebeneinander Bestehen von Offenheit für das Fremde, Neue, Schöne, Musisch und Militarismus, Obrigkeitsdenken, Protz, Kadavergehorsam kennzeichnet die Zeit der preußischen Herrscher und ist in Potsdam bis heute sehr lebendig zu erfahren, offenbar aber schwer auszuhalten.
Die Widersprüchlichkeit unserer Deutschen Geschichte und Identität, der extremen Ausschläge im vergangenen Jahrhundert, Zerrissenheiten unserer Seele als Volk wird an der Geschichte der Garnisonkirche so deutlich wie an kaum einem anderen Ort. Hierin liegt die besondere Chance für das Projekt „Wiederaufbau Garnisonkirche“ mit einer für Potsdam sehr eigenen Identität auch für bürgerschaftliches Engagement. Die Berechtigung des Projektes wird sich dann nicht mehr vordergründig stellen. Das Versöhnungskonzept der Evangelischen Kirche, kompromisslos umgesetzt, scheint mir eine gute Perspektive hierfür zu sein. Auch die öffentliche Erörterung eines modernen Toleranzediktes in unserer Stadt lässt hoffen.
Wenn nun über die Geschichte der Hedwig Bollhagen-Werkstätten, die Art und Notwendigkeit einer Darstellung im geplanten Museumsprojekt diskutiert wird, scheint mir ähnliches deutlich zu werden: Der Person Hedwig Bollhagen und ihrer überragenden künstlerischen Leistung können wir nur gerecht werden, wenn auch diese Zeit klar dokumentiert wird. Der Mythos „Hedwig Bollhagen“ muss nicht demontiert werden, um Tatsachen aus der dunklen Zeit des Faschismus an das Licht holen zu können.
Erich H. Weinberg, Potsdam
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