Lesermeinung: Brüller

Unschöne Episode am Heiligen See.

Am vergangenen Wochenende war ich – wie schon oft – mit meiner Tochter und deren Freundin an der wilden Badestelle an der Seestraße schwimmen. Die Mädchen, beide 13 Jahre alt, tauchten unter Kreischen und Kichern ins erfrischende Nass, als ein älterer Herr von der Mitte des Heiligen Sees mit der Höchstgeschwindigkeit seines Elektromotors auf einem Ponton angeschossen kam. Kurz vor Erreichen des Ufers begann er seine Tirade. Er brüllte mich an, ich solle die Gören zur Raison bringen oder mich sofort verpissen. Und: So ein Proletenpack wolle man hier am See nicht haben. Ich habe ihn gefragt, woher er die Gewissheit nehme, dass wir Proleten seien. Das erkenne er an der Kindererziehung, wetterte er und wiederholte, dass wir gehen sollten. Daraufhin forderte ich, er solle mir seinen Namen nennen und sagen, was genau sein Problem sei. Er zog dann mit der Bemerkung ab, dass er sich mit Proleten nicht unterhalte. Seinen Namen blieb er schuldig. Ich kann nur hoffen, dass dieser Mann, der in dreister Gutsherrenmanier bestimmt – wer heiligen-see-tauglich ist und wer nicht – nicht im Sinne aller See-Anrainer spricht, sondern nur ein hoffnungsloser Einzelfall ist.

Petra Kolb, Potsdam