Lesermeinung: Bürger-Architektur fördern!

Eine auf das Auge bezogene Architektur, 17.9. 2008

Ich möchte Herrn Wendland zustimmen und die Entscheidungsträger der Stadt auffordern, alles für eine kleinteilige, maßvolle Bebauung der Alten Fahrt und der anderen Viertel rund um den Alten Markt zu tun!

Wir haben die einmalige Chance, uns die ehemalige Schönheit der Potsdamer Mitte zurück zu erobern. Ja, wir können das Herz der Stadt sogar noch schöner machen, indem wir alte Fehler vermeiden und zum Beispiel an Stelle des alten Palast-Hotels einen niedrigeren, weniger dominanten Bau setzen. Die Stadt sollte das Ziel verfolgen, so weit es geht auf Investoren-Architektur zu verzichten und stattdessen „Bürger-Architektur“ zu fördern: Kleine Parzellen für eine kleinteilige Bebauung, errichtet von Bürgern und Liebhabern der Stadt.

Was das Rekonstruieren betrifft, so bin auch ich Verfechter eines historischen Schlosshofes (er wird vom Alten Markt gut einsehbar sein) und eines Wiederaufbaus des Palais Barberini. Darüber hinaus wäre es wünschenswert, einige wenige baukünstlerisch und städtebaulich wichtige Bauten zumindest als Zitat wieder auferstehen zu lassen, so wie es mit dem Haus „Am Neuen Markt 5“ bereits eindrucksvoll gelungen ist. Dadurch wäre das ehemalige Gesamtkunstwerk der Alten Mitte wieder erfahr- und erlebbar.

Das lässt natürlich immer noch viel Platz für gänzlich neue Architektur. Und auf die freue ich mich, wenn sie das Vorhandene aufnimmt, ins Heute weiterführt, kleinteilig ist, nicht effekthascherisch und von ansprechender Materialität. Haben wir den Mut, Potsdam noch schöner zu machen! Der Wunsch nach Schönheit ist weder spießig oder naiv noch will er uns eine heile Welt vorgaukeln. Aber viele Städte in Deutschland sind potthässlich. Sie machen uns traurig und wütend. Schönheit macht glücklicher.

Jörg Hartmann, Potsdam