Lesermeinung: Bürgerhaushalt: Versucht die Stadt zu beeinflussen?
Sportanlage an der Heinrich-Mann-Alleeerhalten!Der Bürgerhaushalt geht in seine entscheidende Endphase.
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Sportanlage an der Heinrich-Mann-Allee
erhalten!
Der Bürgerhaushalt geht in seine entscheidende Endphase. 40 Vorschläge liegen zur Auswahl bereit. Darunter wirklich wichtige Dinge, wie eine bessere Unterstützung der AIDS-Prävention. Das freut mich sehr. Doch es gibt auch Makel, jedenfalls wenn die Stadtverwaltung versucht, Bürger-Vorschläge negativ zu besetzen oder zu untergraben. Im Fall der Sportanlagen in der Heinrich-Mann-Allee sind mehrere Bürgervorschläge ins Rennen gegangen. Sie gingen von einem Erhalt der Sporthalle bis hin zu einer Erweiterung des Areals als Sportcampus. Der Komplex hat eine jahrzehntelange Tradition, also auch eine Berechtigung auf eine zukünftige Nutzung für den Breitensport. Das ist Bürgerwille – keinesfalls Wille der Stadtverwaltung. Das Areal steht zur Diskussion für ein neues Wohnquartier. Dort soll bald gar kein Sport mehr stattfinden. Deswegen auch die derzeitige Verhandlungsrunde zwischen dem Tennisclub Rot-Weiß Potsdam und der Stadtverwaltung. Wenn der Tennisclub sich für einen anderen Standort entscheidet, dann ist das Sportareal Heinrich-Mann-Allee wohl endgültig Geschichte. Der Tennisclub geht aber erst, wenn die Stadt ein reichhaltiges Angebot zur Verfügung stellt. Wenn der Tennisclub sich kaufen lässt, dann werden andere Sportarten weichen müssen – ohne Entschädigung oder Erhalt ihrer Anlagen. Was bringt es, wenn sich Jugendliche, Kinder Familien am Bürgerhaushalt beteiligen, diese am Ende aber keine relevanten Auswirkungen auf die Entscheidung der Stadt haben? Im Speziellen geht es hier um die Überdachung der Rollsportanlage. Dort findet aktiver Kinder- und Jugendsport statt, Ligaspiele und Turniere werden ausgetragen – seit mehr als 15 Jahren. Eine Roll- und einst auch Eislauffläche besteht dort sogar schon seit mehr als 30 Jahren.
Jetzt setzen Kinder, Jugendliche und Erwachsene ihre letzte Hoffnung auf den Bürgerhaushalt. Sie fordern eine Sanierung und eine Überdachung des Platzes, sowie eine kleine Tribüne für die Zuschauer. Es ist kein Stadionumbau für Millionen, es ist eine kleine Investition, die für die Rollsportvereine eine überlebenswichtige Vorsorge darstellen würde. Wohin sollen die Kinder gehen? Wohin sollen die Vereine gehen? Wann wird von der Stadtplanung endlich der Bürger gefragt, ob dies denn auch sein Wille ist? Herr Jakobs, wann kommen sie endlich auf den „kleinen“ Bürger zu?
Moritz Hintze, Berlin
Unverhältnismäßig hohe Summe für den Bau einer Eissporthalle?
Kürzlich erhielt ich eine wunderbare Broschüre zum Bürgerhaushalt 2010, an dem ich mich beteilige. Beim Durchblättern sind mir einige bemerkenswerte Dinge aufgefallen. Zum Beispiel der Bürgervorschlag Nummer 8 zum „Bau einer Eissporthalle oder Kunsteisbahn für Curling und Eisstockschießen“. Eine tolle Sache, wie mir gesagt wurde, da Brandenburg das einzige Bundesland ohne Eissporthalle ist. Doch gibt es mehr als 30 Eishockeymannschaften im Land, die sich in überfüllte Eishallen in Berlin einreihen müssen.
Das Freche ist, um wieder zurück auf den Bürgerhaushalt zu kommen, dass die Stadt Potsdam als Kosten für eine Eissporthalle 20 Millionen Euro ausweist. Dresden hat sich eine Eissporthalle für 24 Millionen geleistet, aber eine, die für die Bundesliga tauglich ist und 4 200 Zuschauern Platz bietet. Ich will damit nur sagen, dass eine einfache Eissporthalle für 400 bis 800 Zuschauer eigentlich nur 3,5 bis sieben Millionen Euro verschlingen dürfte. Und die Folgekosten wären geringer als bei einer Schwimmhalle.
Die Stadtverwaltung versucht mit unstimmigen Zahlen doch nicht, die Bürger davon abzuhalten, sich für eine Eissporthalle zu entscheiden? Die Einschätzung der Landeshauptstadt fällt wie folgt aus: „Die Landeshauptstadt Potsdam verfügt über ein reichhaltiges, vielfältiges Angebot. Über 50 Sportarten stehen den Potsdamer Bürgern zur Verfügung Die Notwendigkeit zur Erweiterung des Angebots für das Vorhaben wird nicht gesehen.“
Soll wohl heißen, dass der Potsdamer schon genug Sportmöglichkeiten hat und sich nicht noch anderen Sport wünschen solle. Dies ist wohl auch der Grund, warum der Stadt Potsdam derzeit etwa sieben Sporthallen und mehrere Außensportanlagen fehlen. Da folgt bei mir gleich das Geschmäckle vom Obrigkeitsstaat. Ein Bürgerhaushalt ist eine tolle Sache, wenn dieser gut umgesetzt wird.
Derzeit bekomme ich aber Krämpfe in der Magengegend, wenn ich daran denke, wie die Stadtverwaltung um Jann Jakobs, sich den Bürgerwillen eventuell schon vor einer Abstimmung zum Bürgerhaushalt zurechtlegt. Vor einigen Jahren gab es sogar ein Eissportzelt in Babelsberg, mit reichhaltigen Angeboten für Eissportler. Damals hat das doch gut funktioniert, wieso soll dies nicht mehr möglich sein?
Susanne Domröse, Potsdam
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