Lesermeinung: Bürgerinitiativen gegen Kinder
Kinder und Jugendliche werden zunehmend aus dem öffentlichen Raum verdrängtVor etwa zehn Jahren regte eine Studenten-Initiative an, einen Abenteuerspielplatz nur für die Nachmittagsstunden zu eröffnen. Man stieß in Babelsberg auf heftigen Widerstand.
Stand:
Kinder und Jugendliche werden zunehmend aus dem öffentlichen Raum verdrängt
Vor etwa zehn Jahren regte eine Studenten-Initiative an, einen Abenteuerspielplatz nur für die Nachmittagsstunden zu eröffnen. Man stieß in Babelsberg auf heftigen Widerstand. Es gründete sich eine Bürgerinitiative. Der aberwitzige Schutz von Singvögeln und die Angst davor, dass die Werte der angrenzenden Immobilien sinken würden, besaßen mehr Prioritäten. Der Spielplatz musste an den Hubertusdamm weichen. Eine Bürgerinitiative gegen Kinder! Ich hatte bis dahin nicht gedacht, dass dies in meinem Potsdam möglich ist. Wie schön war es doch im Urlaub auf Malta, wo ich viele spielende Kinder mitten in der Stadt beobachten konnte. Da wurde mir bewusst, wie stark wir die Kinder aus dem öffentlichen Raum verdrängt haben. Wir sind die kinderfreundlichste Stadt? Wohl kaum! In den letzten fünf Jahren verschwanden in Babelsberg: ein Gebäude des Kinderheims „Eva Laube", ein Kindergarten in der Rudolf-Breitscheid-Straße, ein Kinderheim/-krankenhaus in der Karl-Marx-Straße, der AWO-Kindergarten Karl-Marx-Straße und das Espengrundgymnasium. Der geplante Spielplatz Virchowstraße wurde auf zehn Prozent der ursprünglich vorgesehenen Fläche verkleinert und der Spielplatz im Uferbereich Griebnitzsee ersatzlos gestrichen. Das ist keine Folge der demografischen Entwicklung: Gleichzeitig entsteht in Babelsberg eine weitere Nobel-Kita. Diese Kinder müssen auf Spielgefährten aus anderen sozialen Milieus verzichten. Wir haben es mit einer neuen sozialen Schichtung, die ich als Entsolidarisierung der Gesellschaft empfinde, zu tun. Gut Betuchte verwehren ihren Kindern schon früh einen Blick auf die Lebensumstände Gleichaltriger, die mit wenig Geld groß werden. Eine frühestmögliche Sozialauswahl wird angestrebt. Diesen Kitas sollte jeder geförderte Steuer-Euro gestrichen werden! Bürgerschaftliches Engagement, welches sich nicht dem Gemeinwohl verpflichtet, darf nicht gefördert werden!
Jetzt steht durch den Brand an der Internationalen Schule ein böser Verdacht im Raum. Wie beim Abenteuerspielplatz wurden Unterschriften gegen die Schule gesammelt. „Wohnwerteschutz“ und Schutz eines Hotels vor Kindern – unglaublich! Menschen wehren sich gegen Kinderlachen. Die kriminellen Taten – Brandstiftungen, Zerschneiden eines Trampolins und die Zerstörung der Hängematten – müssen schnellstens aufgeklärt werden! Diese Taten hatten geistige Vorbereiter. Das müssen sich alle die zu Gute halten, die gegen diese Schule mobil gemacht haben. Von denen erwarte ich jetzt ein deutliches Zeichen, dass dieses stadteigene Grundstück wieder durch fröhliche Kinder belebt wird.
Frank Wernick-Otto, für Bündnis 90/die Grünen im Jugendhilfeausschuss der Stadt Potsdam
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