Lesermeinung: Das Feindbild ist der Einzelhändler
Zu: „Stadt will Werbesatzung durchsetzen“, 23.7.
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Zu: „Stadt will Werbesatzung durchsetzen“, 23.7. 2010
Da scheinen sich ja alle einig! Herr Klipp will weder Klappaufsteller noch Kompromiss, sondern Recht und Ordnung! Elona Müller will Schwerpunktkontrollen und Bußgeldverfahren und die IHK gar die Keule schwingen. Das Feindbild scheint der ortsansässige Einzelhändler zu sein. Ob sich der kleine Einzelhändler, der sechs Tage die Woche ums Überleben kämpft, in diesen schwierigen Zeiten „große Werbung“ leisten kann, ist gegenstandslos. Ebenso gegenstandslos ist in der Diskussion, dass Stühle und Tische, die die Fußgängerzone verstopfen, ganz sicher auch ein Hindernis für Behinderte darstellen – aber mit der Vermietung der Stellflächen macht die Stadt ihren Profit! Unbestritten bleibt das Recht und auch die Pflicht, einen Konsens für alle Beteiligten zu suchen, denn schließlich sind auch behinderte Personen herzlich willkommene Kunden. Wie wäre es aber, wenn sich Stadt, IHK und Einzelhandelsverband darauf besinnen, dass sie von uns Einzelhändlern über gezahlte Steuern und Beiträge leben und zum Handeln legitimiert sind? Woanders geht''s doch auch – nur in Potsdam nicht? Politik bedeutet in einer Demokratie immer, Kompromisse und Lösungen im Interesse aller zu suchen, Absolutismus, ob im Bauamt oder in der IHK, sollten wirklich der Vergangenheit angehören. Und die Innenstadt mit einem Einkaufscenter gleichzusetzen zeugt von mangelndem Interesse an der Thematik. Viele unserer Kunden und ein Großteil der Touristen bedauern die „Centerisierung“ der Fußgängerzonen in den Städten durch Filialisten und erleben die „kleinen“ lokalen Händler als positiv. Auf die werden sie oft durch Werbung erst aufmerksam. Praktischer Vorschlag: die direkt an den Häusern verlaufenen Fußwege der Fußgängerzone bleiben zwingend frei und unverstellt! So kann sich jeder, ob mit oder ohne Mobilitätshilfe, darauf verlassen, das Areal ungehindert zu durchlaufen. Dafür dürfen die Händler pro Geschäft mit einem Aufsteller werben. Wo genau, bleibt im Konsens zu definieren.
Jens Freiberg „ famos liegen & sitzen“, Potsdam-Dortustraße und Dietmar Teickner „Lakritzkontor“, Potsdam-Jägerstraße
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