Lesermeinung: „Das Verhalten der Eigentümer gefährdet den sozialen Frieden“
Neues Sperrgebiet am Griebnitzsee, 20.4.
Stand:
Neues Sperrgebiet am Griebnitzsee, 20.4.
Der Weg ist weg – endlich! Hören die der Neid und Hass jetzt auf? Sind wir in der Lage mit dem, was wir verstehen und nachvollziehen können – und zwar: Eigentum und dessen Bedeutung – emotional uns aber ungerecht und despotisch erscheint, abzuschließen? Etwas, was uns in den letzten Jahren lieb geworden ist – ein Spaziergang am Wasser – geben wir zurück. Wir dachten, wir hätten einen Anspruch darauf. Gerade wir, die jahrelang eingezäunt, eingeschränkt und unfrei waren. Wir geben zurück, was uns ein wenig versöhnte mit der Geschichte. Geben es an die zurück, die uns die Ungleichheit haben spüren lassen. Aber verlangen wir nicht Großzügigkeit, Gerechtigkeit ausgerechnet von denen, denen wir uns gegenüber weder großzügig, noch gerecht verhalten haben? Sollten wir nicht endlich loslassen?
Iris van Baarsen, Potsdam
Jakobs will enteignen lassen, 20. 4. 2009
Die Formulierung des Oberbürgermeisters ist treffend gewählt. Das Verhalten der Villen-Eigentümer am Griebnitzsee gefährdet den sozialen Frieden. Denn die Bewohner signalisieren damit nach außen, dass ihnen ihre Umwelt wenig bedeutet.
Eine Isolation, die Mitleid verdient, denn im Teilen zeigt sich die wahre Größe eines Menschen.
Rasmus Ph. Helt, Hamburg
„Mobilisiert uns! Wir sind das Volk!“
Was wird uns Potsdamern doch alles vorenthalten. Nun auch noch der Uferweg. Vielleicht sollten wir mal das gegenüberliegende Ufer frequentieren? Oder ist zu weit? Wie die Ufer am Templiner- oder Schwielowsee? Andere Großstädter träumen von so vielen Seen, wir aber brauchen eine betonierte, ehemalige Grenzpiste als wahren Kick. Nur weiter so, liebe PNN: mobilisiert uns, denn wir sind das Volk!
Peter Leidig, Potsdam
Die Enteignung ist überfällig – auch im Interesse der Natur
Der ehemalige Postenweg wurde nach der Wende zu einem der beliebtesten Wege der Landeshauptstadt. Zuvor hatte sich das Seeufer wild und mit Artenvielfalt entwickeln können. Mit dem neuen Recht stand das gesamte brandenburgische Ufer des Sees unter dem Schutz des neuen Landesnaturschutzgesetzes – unabhängig von der Eigentumsform.
Jeder, der Eigentum an diesem Seeufer erwarb, wusste sowohl von den Plänen der Stadt, den öffentlichen Uferweg nebst freiem Zugang für alle Bürger sichern zu wollen, als auch vom gesetzlichen Verbot, das geschützte Ufer zu verändern. Aber manch neuer Besitzer schuf gegen geltendes Recht einfach Tatsachen, ließ Bäume fällen, Unterholz und Buschwerk ohne jeglichen Antrag und Ausnahmegenehmigung beseitigen, um Rasenflächen und Grenzbepflanzungen zu schaffen und um diese Uferanteile für die Öffentlichkeit sichtbar zu sperren. Diese Eingriffe in die Uferbereiche wurden kaum geahndet. Erst Jann Jakobs sicherte mit Zwangsmaßnahmen die Durchgängigkeit des Weges.
Die gleichzeitigen Gesprächsangebote des Oberbürgermeisters wurden von den Eigentümern immer nur zum Ausbau ihrer Rechtsposition missbraucht. Das zeigen auch die Aktionen kurz vor der jüngsten Entscheidung des Gerichts. Grundstückszäune wurden abgebaut, Rasen neu gesät, Blumen und Hecken gepflanzt und Gartenmöbel in die Uferareale gestellt. Alles nur um das Gericht zu überzeugen, dies sei schon lange ihr genutztes Gartenland und keine freie Landschaft.
Das Theater überzeugte und das Urteil ist bekannt. Merkwürdig, dass der damalige Oberbürgermeister und jetzige Ministerpräsident Matthias Platzeck seinem Nachfolger mangelndes Verhandlungsgeschick und juristische Versäumnisse vorwirft. Er selbst hätte damals diesem Treiben ein Ende setzen können.
Aber anstatt den Anzeigen konsequent nachzugehen, blieben die Rechtsverstöße überwiegend ungeahndet und der Bebauungsplan in der Schublade. Die Enteignung ist nun überfällig: Im Interesse des Gemeinwohls und der Natur. Dass es auch anders geht, beweist eine Vielzahl anderer See-Anlieger, die erfolgreich mit der Stadt verhandelten, den Weg zum unangetasteten Ufer hin verlegen ließen.
Burkhard Voß, Vorsitzender des Landesverbandes Brandenburg des Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland
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