Lesermeinung: Das Wohl der Wasserversorgung in „gefühlten“ Händen?
Potsdamer Abwasser sei “gefühlt“ nicht teuer, 28.8.
Stand:
Potsdamer Abwasser sei “gefühlt“ nicht teuer, 28.8. 2008
An Arroganz und Zynismus ist Peter Paffhausen wohl kaum noch zu übertreffen. Was geht in dem Geschäftsführer vor, der sich durch solche Wortmeldungen disqualifiziert? Es schlägt doch dem Fass den Boden aus, dass er die Bürger verhöhnt, weil sie mit der knappen Ressource Wasser sparsam umgehen und versuchen, der allgemeinen Teuerung durch Sparsamkeit entgegen zu wirken. Das Eingeständnis, dass es für Wasserversorgung und Abwasserentsorgung keine Zahlen gibt, kommt einem Armutszeugnis gleich. Oder versucht man auch noch, den Bürger für dumm zu verkaufen? Da stellt sich die Frage, wie das Unternehmen Stadtwerke ohne die wirtschaftlichen Daten arbeiten kann.
Vielleicht liegt ja das Wohl der Potsdamer Wasserversorgung in „gefühlten“ Händen? Die bundesweiten Vergleichszahlen sagen jedoch etwas anderes.
Lutz-Ingo Sauer, Potsdam
Undurchsichtige Preispolitik
Es ist schon auffällig, dass immer wieder die Stadtwerke und ihr Geschäftsführer in die Schlagzeilen geraten. Die Gefühle des selbstverliebten Peter Paffhausen zum deutschlandweiten Vergleich der Wasserpreise sind mir – ehrlich gesagt – egal. Für mich zählt meine überhöhte Wasserrechnung. Aber schauen wir uns mal die Argumente an, die Herr Paffhausen aus dem Hut zaubert: Potsdam hat im Städtevergleich eine geringe Bevölkerungsdichte. Das stimmt, wenn man es mit Berlin, Dresden oder Leipzig vergleicht. Das macht aber keinen Sinn. Man sollte Potsdam mit strukturell und größenmäßig ähnlichen Städten im Osten vergleichen. Erfurt hat 752 Einwohner je Quadratkilometer, Schwerin 738, Rostock 1105 und Potsdam 805. Die Bevölkerungsdichte ist kein Argument. Paffhausen moniert die fünf Millionen Euro, die seine Stadtwerke bis 2010 an Grundstückseigentümer als Entschädigung zahlen müssen. Das sind zirka 1,7 Millionen Euro auf die Jahre 2008, 2009 und 2010 verteilt. Bei einem Jahres-Wasserverbrauch von 8,25 Millionen Kubikmeter und einem Wasser-/Abwasserpreis von 5,27 Euro pro Kubikmeter (€/m3) – ohne Gebühren – ergibt sich ein Umsatz von etwa 43,5 Millionen Euro. Der Anteil der Entschädigungen macht ganze 0,20 €/m3 aus. Die von Paffhausen vorgebrachten Kosten von einer Millionen Euro jährlich für Hausanschlüsse schlagen demnach mit 0,04 €/m3 zu Buche. Zudem musste Potsdam nach der Wende in moderne Klärwerke investieren. Aber das mussten andere Kommunen auch. Auch dort führt dieses zu höheren Abwassergebühren, weil meistens zu groß geplant wurde. Weshalb liegen aber in Brandenburg die Gebühren für Wasser und Abwasser im Schnitt bei 5,09 €/m3? Eigentlich müsste es auf dem flachen Land bei weniger Einwohnern und größeren Entfernungen doch teurer sein als im wachsenden, kompakten Potsdam? Paffhausen holt Argumente hervor, die für mich keine sind.
Abgesehen davon finde ich seine selbstverliebte Website (www.peter-paffhausen.de) – für deren Inhalt die Stadtwerke verantwortlich sind – schlichtweg unappetitlich. Ich will mit meinen Gebühren nicht den Selbstdarstellungstrieb eines Stadtwerke-Geschäftsführers finanzieren. Und was macht die Potsdamer Politik? Die Stadtverordneten von SPD, Linke und CDU vergießen Krokodilstränen. Wer hat denn bitte Einfluss auf das Geschäftsgebaren der Stadtwerke, wenn nicht die Parteien, die ihre Vertreter in dem SWP-Aufsichtsrat entsenden? Wer genehmigt denn die stetig steigenden Preise? Die großen Parteien Potsdams lassen die Stadtwerke schalten und walten, wie sie wollen. Sei es das unerträglich Vorgehen beim gescheiterten Niemeyer-Bad, das überdimensionierte und intransparent finanzierte Stadtwerkefest oder die Gebührenpolitik. Die Stadtwerke brauchen einen Aufsichtsrat, der diesen Namen auch verdient.
Ralf Wagner, Potsdam
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