Lesermeinung: DDR-Architektur durch neudeutsche Beliebigkeit ersetzt?
Haus des Reisens – Nur ruhig oder schon langweilig?, 12.
Stand:
Haus des Reisens – Nur ruhig oder schon langweilig?, 12.2. 2009
Die Argumente von Frau von Kuick-Frenz am Abend der Bürgerbeteiligung wiesen auffallende Parallelen mit dem Wortlaut des Architekten Moritz Kock auf (PNN-Interview, Juli 2008): auf keinen Fall in der Umgebung des Stadtschlosses an einem nachgemachten historischen Stadtbild „weiterzustricken“. Ob Knobelsdorffbau, Alte Fahrt, oder Neubau des Unger-Postgebäudes, die damit betrauten Ausschüsse und Verwaltungen treten trotz des bürgerschaftlichen Engagements, weiter als Parteigänger der „radikalen Moderne“ auf. Warum gibt es keinen Architekturwettbewerb, bei dem der beste Entwurf gewinnt? Warum macht sich Herr Nolte von Pro Potsdam um die Nutzung für „gediegene Geldinstitute“ Gedanken und teilt nicht die Sorge, dass in Potsdams Mitte ein lebloser Raum entsteht? Das Bestreben von Kuick-Frenz, den Untergang des geschlossenen historischen Stadtbildes voranzutreiben, muss noch vor ihrem Ausscheiden am 1. September ein Ende haben! Nur die stilgetreuen Ergänzungen in der historischen Mitte sind ein sympathisches Signal jener Moderne, die von ihrer Geschichte lebt. Der von Peter Jobmann geäußerte „Startschuss für inhaltliche Entwicklungen“, sollte als Chance zu verstehen sein, an die öffentliche Nutzung der historischen Mitte anzuknüpfen. Mit sterilen Bankgebäuden und Schaufenstern, in denen für Investmentbanking und Gewinnmaximierung geworben wird, zieht in Potsdams Mitte eine Kälte ein, die kein Bürger möchte. Städtebauliche Ufos können weiterhin in Berlin landen, aber nicht auf dem Alten Markt und seiner Umgebung!
Jan Ludwig, Potsdam
„Diese Architektur ist blockig, nimmt überhaupt keine Rücksicht auf die benachbarten historischen Gebäude und die Fassade ist einfallslos“
Man kann es kaum glauben: An einer Stelle, wo der Beschluss der Potsdamer Stadtverordneten von 1991 über den behutsamen Wiederaufbau der Potsdamer Mitte ohne Probleme umgesetzt werden könnte, versucht man nun, die alte unpassende DDR-Architektur durch neudeutsche Beliebigkeit zu ersetzen.
Und meint damit, den Stein des Weisen gefunden zu haben. Man kann Christian Wendland nur zustimmen, wenn er von einer verschenkten Chance spricht, diesen Platz architektonisch aufzuwerten. Vielleicht bezieht man sich stärker auf den historischen Vorgängerbau von Unger? Wo der Architekt Ingo Schürmann versucht hat, mit einer „sehr ruhigen Fassade“ auf den historischen Kontext Rücksicht zu nehmen, wie es der Bereichsleiter für Entwicklung und Neubau von Pro Potsdam, Thomas Nolte, behauptete, ist mir absolut schleierhaft. Diese Architektur ist blockig, nimmt überhaupt keine Rücksicht auf die benachbarten historischen Gebäude und die Fassade ist einfallslos.
Wolfram Maede, Potsdam
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