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Lesermeinung: Debatte um den Landtagsneubau und die Bürgerbefragung

Der Standort war und ist nicht strittigDer Beirat „Potsdamer Mitte“, ein von den Stadtverordneten berufenes ehrenamtliches Gremium von Städtebauern, Architekten, Kunsthistorikern, Bauingenieuren, Verkehrsplanern, Juristen und Vertretern der Parteien, arbeitete in den letzten fünf Jahren intensiv an der Entwicklung der Stadtmitte und führte so zu einem Konsens. Nachdem viele Varianten untersucht wurden, entstand aus dem Arbeitskreis die Empfehlung, den Landtag auf dem Standort des ehemaligen Stadtschlosses zu errichten.

Stand:

Der Standort war und ist nicht strittig

Der Beirat „Potsdamer Mitte“, ein von den Stadtverordneten berufenes ehrenamtliches Gremium von Städtebauern, Architekten, Kunsthistorikern, Bauingenieuren, Verkehrsplanern, Juristen und Vertretern der Parteien, arbeitete in den letzten fünf Jahren intensiv an der Entwicklung der Stadtmitte und führte so zu einem Konsens. Nachdem viele Varianten untersucht wurden, entstand aus dem Arbeitskreis die Empfehlung, den Landtag auf dem Standort des ehemaligen Stadtschlosses zu errichten. Die Stadtverordnetenversammlung hat diese Empfehlung zum Beschluss erhoben. Es war die Grundlage für die Entscheidung des Landtags. Die Empfehlungen des Beirats zur Entwicklung der Stadtmitte, wurde in einer internationalen Planungswerkstatt im Prinzip bestätigt und in eine städtebauliche Form gebracht. Die Ergebnisse wurden in drei öffentlichen Veranstaltungen mit Verfassern und Gutachtern diskutiert. Der Eklat im Stadtparlament betraf nicht den Standort des Landtags, sondern lediglich Detailfragen des Bebauungsplans, den letzten Schritt zum Baurecht. Es ging nur um die Gestaltung des Gebäudes. Die Bürgerbefragung geht zwei Schritte zurück zur Standortwahl und stellt sämtliche Beschlüsse des Stadtparlaments und des Landtags in Frage. Wenn die Bürger zur Mitsprache in einer so weitreichenden städtebaulichen Entscheidung aufgerufen sind, dann müssen ihnen Kenntnisse an die Hand gegeben werden. Der Schlossstandort ist das historische Herz der Stadt und Ausgangspunkt der Stadtentwicklung. Es wurde als Sitz eines aufgeklärten Monarchen gestaltet, der sich mit der schlichten, eleganten Architektur seines Baumeisters Knobelsdorff harmonisch neben Rathaus und Kirche in die Stadt einfügt. Das Ergebnis war ein Ensemble von europäischem Rang. Es ist logisch, den Parlamentssitz einer demokratischen Gesellschaft zum Mittelpunkt der Landeshauptstadt zu machen. Es wird kein Schloss gebaut, sondern mit der historischen Fassade die Erinnerung an unsere Geschichte zurück gewonnen. Gleichzeitig soll das Schlossinnere Heutiges zum Ausdruck bringen.

Zum Landtagsstandort auf dem Gelände des ehemaligen „Palast Barberini“: Es wurde häufig beklagt, dass ein Parlamentsgebäude kein Objekt ist, städtisches Leben in das Zentrum der Stadt zu ziehen. Das Filetstück der Stadt, die Empfangssituation für seine Gäste, dort wo sich die Stadt mit Südlage und Blick auf die Freundschaftsinsel zum Wasser öffnet, wo sich schon früher Hotels und Gaststätten ansiedelten, dort einen vorwiegenden Bürokomplex aufzubauen, wäre ein Schildbürgerstreich. Das möchte ich Potsdam ersparen. Der Landtagssitz in der Speicherstadt wurde in den 90er Jahren von der Stadt und den damaligen Landtagspräsidenten geplant und mit einem Wettbewerb beendet. Es war die Zeit des Größenwahns, als das Mammutprojekt „Potsdam-Center“ den Maßstab der Stadt zu zerstören drohte und sämtliche zentrumsbildenden Funktionen in die Peripherie verlagerte, während der historische Stadtkern verkümmerte. Mit der ersten großen Bürgerbewegung in Potsdam und unter Einschaltung der UNESCO wurde diese Gigantomanie gestoppt. Damit wurde endlich die Rückbesinnung auf die historische Stadtmitte eingeleitet. Eine Bürgerbefragung heute sollte diese Fehlentwicklung nicht wieder aufwärmen.

Günter Vandenhertz, Architekt

Mitglied des Beirats „Potsdam Mitte“

Alternativvorschläge ernsthaft prüfen

Nachdem ich den Fragebogen erhalten habe und die tägliche Argumentation in den Medien verfolge, scheint es mir, als ob es nur eine Entscheidung gibt: Der Alte Markt. Obwohl schon ein früherer Versuch scheiterte, vor der „Blechbüchse“ ein kulturelles Zentrum anzusiedeln. Im Gegensatz dazu sprachen sich vier von fünf Personen mir gegenüber für den Standort „Leipziger Straße“ aus. Die Stadt hätte die Chance, diesen hässlichen Bereich endlich in Ordnung zu bringen. Andersrum – der Besucher fährt durch die grausig anzusehende Leipziger Straße – der erste Eindruck steht – vorbei am fraglichen Spaßbad und kommt dann auf den Alten Markt. Ein schlimmer Kontrast! Sollte es dennoch so kommen, muss die Nachnutzung so geregelt werden, dass es eine öffentliche Stätte wird.

Bernd Seidel, Potsdam

Eigenartige Standortinformationen

zur Bürgerbefragung

Nach genauer Betrachtung der „Standortinformation zur Bürgerbefragung – Landtagsneubau“ wird mir schwindlig. Warum? Ist es die seltsam leere Lange Brücke oder das eigenartig versetzte Filmmuseum oder ist es der auffällig geschwungene Straßenverlauf zwischen Langer Brücke und Breiter Straße auf dem beiliegenden Luftbild? Irgendwie alles zusammen! In dem beigefügten Luftbild ist der von vielen problematisierte Straßenverlauf, der für die Realisierung von Alternative a) notwendig ist, bereits eingearbeitet. Stünde doch sonst die geliebte Alternative a) nun wirklich unschön, mitten auf der Straße. Aber es geht ja noch weiter, wie kommt man bei diesem Straßenverlauf nach Berlin? Das ist auf dem Luftbild nicht zu sehen. Das wäre auch für die Anwohner der Dortuschule nicht schön. Denn vermutlich hat man schon die Yorckstraße in eine Bundesstraße umgewidmet, so dass der Verkehr fast mitten durchs Stadtzentrum fließt. Stand das eigentlich jemals zur Abstimmung? Na ja, wenigstens fließt der Verkehr wieder in Richtung Berlin. Was diese Verkehrsinfrastrukturmaßnahmen zusätzlich zum Schloss-Neubau kosten, wird nirgends gesagt. Was die ganze Angelegenheit allerdings in die Nähe eines Skandals rückt, ist die Datumsangabe „ August 2002“ auf dem Luftbild und das Fehlen eines Hinweises auf den veränderten Straßenverlauf. Lagen den Richtern am Verwaltungsgericht Potsdam, die eine Klage eines Studenten abwiesen, die Unterlagen vollständig vor? Es geht alles nach dem Motto: „Es wäre doch gelacht, gäbe es keine Mehrheit für Alternative a)“.

Matthias Pawlitzky, Potsdam

„Was ist mit unserer Gesellschaft los?“

Da wird eine völlig überflüssige Befragung zum Landtagsstandort für über 80 000 Euro durchgeführt und im gleichen Atemzuge lese ich in den PNN, dass die Blindenberatung nicht mehr finanziert werden kann. Auf der einen Seite wird Geld mit vollen Händen herausgeworfen und für humane Dinge erfolgt ein Spendenaufruf, weil die Mittel fehlen. Frohe Weihnachten

Horst Prietz, Potsdam

Stadtschloss und Demokratie

Wenn ich die Schlossgegner höre, entsteht der Eindruck, dass Stadtschloss und Demokratie sich gegenseitig ausschließen. Demokratie heißt nicht, dass ich machen kann, was ich will – wenn ich nur laut genug schreie. Demokratie bedeutet, dass ich für meine Idee eine Mehrheit finden muss. Ich muss andere überzeugen und auch Kompromisse eingehen. In die öffentliche Diskussion ist nun etwas Ruhe und Besonnenheit eingekehrt und das ist gut so. Ich bin für den Neubau des Landtages am Standort des abgerissenen Stadtschlosses, unter anderem auch, weil sich die Potsdamer Stadtverordneten mehrheitlich für diesen Neubau auf dem Stadtschloss-Standort ausgesprochen haben.

Martina Plischke, Potsdam

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