Lesermeinung: Debatte um die Bibliothek und Potsdams Mitte
„Klipp schließt Bibliothekabriss nicht aus“, PNN vom 19.11.
Stand:
„Klipp schließt Bibliothekabriss nicht aus“, PNN vom 19.11.2009
Es ist schon schlimm genug, dass die Sanierung der Bibliothek sich überhaupt verzögert! Jetzt darf aber nicht infolge der Mitteschön-Kritik noch alle Planungssicherheit umgestoßen werden. Besonders inakzeptabel ist es, wenn eine Fraktionsvorsitzende einen Abriss und Neubau an anderer Stelle mit der Begründung fordert, direkt an der Langen Brücke werde wegen des Verkehrslärms durch die Tram-Linie kaum ein Investor zu finden sein. Das ist nicht die Durchschlagung des gordischen Knotens, sondern die Axt am Baum des Lesens. Gerade in einer Zeit, in der das Lesen als elementarer Bestandteil der Kultur immer mehr in Hintergrund tritt, müssen alle Anstrengungen unternommen werden, ein allseits attraktives „Haus des Lesens“ zu schaffen, gerade auch für jüngere Menschen. Die Sanierungspläne für die Bibliothek setzen dies, mit einer Öffnung zum Platz der Einheit hin, gut um. Sie werden im Übrigen auch dazu beitragen, dass der Platz der Einheit mehr als Platz zum Verweilen, nicht nur als Platz zum Durcheilen, vornehmlich als ÖPNV-Umsteigestelle, wahrgenommen wird. Man kann eine Bibliothek doch nicht irgendwohin setzen, wohin sonst niemand will! Statt der Bibliothek durch Abrissforderungen im wahrsten Sinne des Wortes den Boden unter den Füßen wegzuziehen, sollten sich Stadtverordnete lieber darum kümmern, dass für die zur Untervermietung vorgesehenen Räumlichkeiten in der Bibliothek, wenn dies nun aus Kostengründen schon sein muss, endlich eine angemessene kulturnahe Nutzung gefunden wird.
E. Chwolik-Lanfermann, Potsdam
Es ist schon erstaunlich, welches Demokratieverständnis bei einigen Politikern der Stadt und auch bei Herrn Peer Straube vorherrschen, wenn sie an einmal gefasste Beschlüsse erinnern und deren Bestandskraft einfordern. Ist es undemokratisch, solche Beschlüsse durch neue Mehrheiten aufzuheben oder zu verändern bevor sie ausgeführt sind, wenn es neue wichtige Erkenntnisse in der Sache gibt? Undemokratisch wäre eher das Gegenteil, nämlich es nicht zu tun.
Ich stimme daher dem Baubeigeordneten, Herrn Matthias Klipp, in seiner Einschätzung und auch Herrn Guido Berg in seiner Kommentierung zum Thema der Bibliothek voll zu.
Gerade die Komputersimulation durch „Mitteschön“ am Dienstagabend hat doch vielen erst die Augen geöffnet, was da mit der geplanten Sanierung der Bibliothek an städtebaulichen Problemen im Hinblick auf die Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte auf uns zukommt. Es sollte daher unter respektvoller Beachtung der Interessen der Bibliothek die Frage erlaubt sein, ob es nicht eine andere Art der Sanierung oder sogar einen besseren Standort für die Bibliothek gibt. Noch ist es dazu nicht zu spät.
Zum Schluss noch ein Wort zu „Mitteschön“, in deren Mitte ich noch keine idiologisch verblendeten Mitstreiter erlebt habe. Hier gilt nicht der Grundsatz, abreißen, weil es ein Bau aus Zeiten der DDR ist aber auch nicht stehen lassen, weil es ein DDR-Bau ist. „Mitteschön“ stützt sich bei seinen Erkenntnissen zur Potsdamer Mitte auf den Rat hochqualifizierter Architekten und Historiker, die die behutsame Wiedergewinnung der Potsdamer Mitte ernst nehmen und dafür nicht nur sehr viel Herzblut investieren. Dafür sei an dieser Stelle mal ausdrücklich gedankt.
Werner Pahnhenrich, Potsdam
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