Lesermeinung: Die Mär vom Mehr

Vom Schleusenausbau verabschieden!

Bereits vor 30 Jahren warnte der Club of Rome vor dem Irrglauben an ein immerwährendes Wachstum. In seltener Einigkeit beschlossen beide Weltsysteme, dies zu ignorieren und weiter zu wursteln – wie gehabt. Getreu dem Motto „Uns ist bis jetzt immer noch etwas eingefallen“ wurden bereits existierende oder voraussehbare Probleme wie Umweltbelastung und die Erschöpfung nichterneuerbarer Rohstoffe bagatellisiert. Selbst der sich abzeichnende Klimawandel brachte nur eine halbherzige Kurskorrektur. Mit großem Aufwand wird nun versucht, den Klimakiller CO2 in unterirdische Lagerstätten zu verfrachten. Immer noch setzt man auf neue Straßen und den Ausbau von Wasserwegen. Sowie auf allgemeines Wirtschaftswachstum. Hat man denn den dramatischen Anstieg des Erdölpreises vergessen, der uns vor zwei Jahren zu schaffen machte und den nur die weltweite Krise vorläufig stoppte? Die Ölförderung konnte nicht mehr mit der Entwicklung der Wirtschaft Schritt halten. Zumindest eine der Grenzen des Wachstums ist also erreicht. Es wäre an der Zeit, sich endlich von der alten „Mär vom Mehr“ zu verabschieden. Sowie von Projekten wie der 190-Meter-Kammer an der Machnower Schleuse und dem Ausbau der A 10. Die ohnehin knappen Mittel sollten besser in die seit Jahrzehnten vernachlässigte Bahn, die Förderung erneuerbarer Energien und in Konzepte zur Energie- und Rohstoffeinsparung investiert werden. Und natürlich gibt es auch bei der Instandhaltung bestehender Straßen genug zu tun. Unsere Volksvertreter wären gut beraten, wenn sie endlich ihre Lernfähigkeit unter Beweis stellten, anstatt nur die allgemeine Politikverdrossenheit zu beklagen und auf die Nachsicht der Wähler zu hoffen. Herbert Weiß, Stahnsdorf