Lesermeinung: Die Teltower sind nicht die begeisterten Radfahrer
Zu: „Abwracken leicht gemacht. Teltows Fahrradprämie gerät in Vergessenheit: 100 Prämien sind abzuholen, Harry Winkelmann war der 46“, 17.
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Zu: „Abwracken leicht gemacht. Teltows Fahrradprämie gerät in Vergessenheit: 100 Prämien sind abzuholen, Harry Winkelmann war der 46“, 17.7. 2010
Hier handelte sich doch lediglich um einen Wahlkampfpropaganda-Gag aus der heißen Wahlkampfphase im vorigen Jahr. Genauso wie der Wahlkampfpropaganda-Gag, bei dem sich der Bürgermeister mit dem Ministerpräsidenten und dem aufstrebenden Landtagskandidaten beim Fahrrad-Tandem-Fahren filmen und fotografieren ließ.
Theoretisch hätte es eine Förderung des Fahrradverkehrs bedeuten können, wenn die Prämie an Leute ausgezahlt würde, die noch gar kein Fahrrad haben. Aber mit der Prämie wurden nur Leute bedacht, die schon Fahrradfahrer sind. Mit der wünschenswerten Reduzierung des Autoverkehrs in Teltow, zugunsten des Fußgänger- und Fahrradverkehrs, hatte und hat die Prämie überhaupt nichts zu tun. Im Wesentlichen kam es ja zu einem Mitnahmeeffekt, das heißt: Leute, die sowieso ein neues Fahrrad kaufen wollten, haben die Prämie mitgenommen.
Lobenswerterweise wird in dem PNN-Artikel der letzte verbliebene Fahrradfachhändler in Teltow zitiert: „Vielleicht hätte man das Geld lieber in neue Radwege investieren sollen, denn die Teltower seien nicht gerade die begeistertsten Fahrradfahrer.“
Es gibt zwei Sorten von Radwegen. Bei den fahrbahnbegleitenden Radwegen wurde seit der ersten Amtsperiode des derzeitigen Bürgermeisters arg gesündigt. Die Bürgersteige wurden mit dem Aufstellen von Radweg-Verkehrsschildern zu benutzungspflichtigen GehwegRadwegen deklariert. Wie dadurch der innerstädtische Autoverkehr gefördert und der Fußgänger- und Fahrradverkehr unterdrückt wird, ist am neuesten Beispiel, dem Nordrand der Mahlower Straße vor der Einmündung zum Ruhlsdorfer Platz, zu besichtigen.
Von Radwegen, die dort entlanglaufen, wo es keine Fahrbahn gibt, können wir nicht genug in Teltow haben. Leider gibt es große Versäumnisse der Stadtverwaltung. Als Musterbeispiele für die seit Jahren versäumte Instandsetzung solcher Radwege können zwei Bereiche an der Osdorfer Straße gelten. Oberste Priorität beim Radwegebau müsste die 20 Meter lange Strecke an der Einmündung der Osdorfer Straße in die Mahlower haben, damit die Fahrradfahrer dort legal aus der Osdorfer Straße kommen können. Kommen wir nun zu den realen wirtschaftlichen Aspekten der Abwrackprämie: Mitte der 90er Jahre hatten wir noch drei Fahrradläden in Teltow. Auch wegen der oben genannten verwerflichen Politik der Stadtverwaltung, die Fahrradfahrer auf Bürgersteige zu verbannen, nahm die Zahl der Alltagsradler seitdem ab. So konnte sich nur ein einziger Fahrradfachhändler in Teltow halten. Diesem letzten verbleibenden Händler wird dann noch weiterer Umsatz entzogen, weil er die „Abwrack-Räder“ nicht wieder instand setzen darf.
Die alten Fahrräder werden gespendet und in Kleinmachnow von der Union Sozialer Einrichtungen wieder aufgearbeitet.
Roland Schmid, ADFC Teltow
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