Lesermeinung: Direkter Zugang zum Wasser
Zur Gestaltung des Potsdamer Alten Marktes sowie des Vorplatzes des Hauptbahnhofs hat das Architekturbüro Metz, Klotz & Partner aus Berlin seine Vorstellungen an die PNN gegeben, die in Auszügen veröffentlicht werden: Zwischen dem übergroßen und in der Fassadengestaltung eher abweisenden Bahnhofsgebäude, der Havel und dem würdevollen Kuppelbau der Nikolaikirche liegt eine z.T.
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Zur Gestaltung des Potsdamer Alten Marktes sowie des Vorplatzes des Hauptbahnhofs hat das Architekturbüro Metz, Klotz & Partner aus Berlin seine Vorstellungen an die PNN gegeben, die in Auszügen veröffentlicht werden: Zwischen dem übergroßen und in der Fassadengestaltung eher abweisenden Bahnhofsgebäude, der Havel und dem würdevollen Kuppelbau der Nikolaikirche liegt eine z.T. steppenartige Ödnis, die Freundschaftsinsel und der provisorische Theaterbau, flankiert von dem jenseits der Brücke stehenden Hotelbau. Vor dem Bahnhofsgebäude soll ein Wassergraben entstehen, an dem zu der begleitenden Straße wechselseitig Gebäude angeordnet werden sollen; vor dem Eingang zum Bahnhof sind eine Freifläche und Baumpflanzungen in gerasterter Form bis zur Havel vorgesehen. Ein Brückenverbindung zur (verkehrsstarken) Langen Brücke soll in Stegform in Verlängerung des Wassergrabens errichtet werden. Im Bereich des Alten Marktes ist der Wiederaufbau des Schlosses vorgesehen, ebenso die Bebauung des Havelufers in Kammstruktur (nach Abriss des Theaters) mit dem Palazzo Barberini. Ich bin der Auffassung, Alter Markt mit Haveluferbebauung und Bahnhofsareal sollten in Wechselbeziehung zueinander stehen. Die jeweilige Lage und Eigenständigkeit sollte hervorgehoben und gleichzeitig respektiert werden, wobei gemeinsam Stadt zum Ausdruck gebracht werden sollte. Stadt bedeutet in diesem Fall: Kompaktheit, Fassaden, Promenaden, Plätze, Kaimauern – und dazwischen die Havel mit der Freundschaftsinsel als Oase. Brückenverbindungen heben die Trennung der beiden Bereiche auf, ermöglichen die direkte fußläufige Verbindung über die Freundschaftsinsel vom Bahnhof zur Kirche. Dies wird erreicht durch eine quartiersartige, blockhafte Bebauung vor dem Bahnhofsgebäude: es soll ein großzügiger Vorplatz entstehen mit Straßen und begrünten Wegeführungen – hierdurch wird der bestehende Gebäudekomplex integriert und erhält gegenüber dem Entreé eine maßstäblich gefasste Freifläche. Von dieser werden Bezüge mit Sichtachsen zum Dom, zur Langen Brücke, zur Nutheinsel und auch nach Babelsberg geschaffen. Die Quartiersbebauung ist in ihren äußeren Abschluss klar definiert: an der Havel sowie an einer neu geschaffenen, breiten Nutheerweiterung – wodurch die vorgenannte Insel gebildet wird. Damit wird, einer Platzkante vergleichbar, eine Stadtkante geschaffen, hinter deren Fassaden hohe Lebens- und Wohnqualitäten entstehen. Die Uferbereiche ermöglichen den direkten Zugang zum Wasser, Plätze und Freiräume laden zum Verweilen oder zum Kaffee ein. Das Pendant zu dieser Stadtkante ist die Bebauung am Standort des Theaterprovisoriums an der Alten Fahrt: Hier sollte ebenso eine Stadtkante entstehen mit Fassaden, also den Schauseiten der Gebäude, und es sollte nicht auf die frühere „Kammstruktur“ mit hinterhofartigen Seitenflügeln zurückgegriffen werden – Fortschreibung der Baugeschichte im positiven Sinn. Auch hier entstünde höchste Aufenthaltsqualität durch das Anlegen einer Promenade, durch zum Ufer hin abgesenkte Bereiche, den Schiffsanleger und einem herrlichen Blick auf die Freundschaftsinsel und das Quartier am Bahnhof, das im Gegensatz zum Wettbewerbsergebnis wirklich als ein solches zu bezeichnen. Rainer-Michael Klotz, Architekt, Berlin
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