Lesermeinung: Ein Erlebnis der besonderen Art auf der Schlössernacht
Vom Hotel, den Taxis und der Polizei im Regen stehen gelassen Zum 50. Geburtstag bekam mein Mann Karten für die Schlössernacht geschenkt.
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Vom Hotel, den Taxis und der Polizei im Regen stehen gelassen Zum 50. Geburtstag bekam mein Mann Karten für die Schlössernacht geschenkt. Potsdam ist eine sehr interessante Stadt und voller Überraschungen. Als wir uns zum „Neuen Palais“ aufmachten, waren wir guten Mutes. Da wir kein Essen und Trinken mitbringen durften, freuten wir uns besonders auf die kulinarischen Angebote. Es wurde uns schnell klar, warum der Einlass schon um 17 Uhr war: Für zweimal Anstehen (Getränke und Essen) warteten wir etwa 1,5 Stunden. Nun war das Wetter schön und wir hatten Zeit. Was uns völlig neu war, ist, dass Potsdam unter extremen Wassermangel leidet. Ab etwa 20 Uhr gab es an vielen Ständen kein Wasser mehr. Aber trotzdem ließen wir uns die Stimmung nicht verderben, denn es war ein Genuss durch den Park zu schlendern. Das Feuerwerk war prachtvoll und für den Regen konnte keiner etwas. Danach wurde es richtig lustig. Alle strömten in Richtung Bus-Shuttle, doch der kam nicht. Aber vielleicht haben die 150 Besucher die Busse nicht gesehen. Durch den Regen wurden wir richtig nass, macht ja nichts, die Busse mussten ja mal kommen, oder? Nach etwa einer Stunde Wartezeit, ein verzweifelter Anruf in unserem Hotel, wie es nun weitergehen sollte, schließlich waren mehrere behinderte Hotelgäste davon betroffen. Die Antwort überraschte uns: Wir hätten doch ein Handy, warum riefen wir kein Taxi an oder gehen zu Fuß. Ja, warum nicht? Aber als Fremde kannten wir keine Taxinummer. Immerhin half uns der „freundliche“ Nachtportier. So weit, so gut. Es regnete immer noch, die meisten gingen zu Fuß, nur die Gehbehinderten mussten ausharren. Wir riefen uns ein Taxi. Verwundert hörten wir, dass es in Potsdam immer noch Sperrbezirke gibt! Damit hatten wir nicht gerechnet. Nachdem wir nun hörten, dass kein Taxi in das besagte Sperrgebiet kommt, bat ich den Taxiunternehmer doch mit der gehbehinderten, zirka 70 Jahre alten Dame zu reden, worauf kommentarlos aufgelegt wurde. Ist so etwas nicht „Unterlassene Hilfeleistung“? Egal! Wir dachten an die Polizei, „Dein Freund und Helfer“. Eine freundliche Dame in der Vermittlung teilte uns mit, dass wir doch laufen könnten – grobe Richtung Innenstadt. Nach links, nach rechts, Aber wie findet man die „grobe Richtung Innenstadt“? Und was sollten die älteren Herrschaften machen, die nicht mehr laufen konnten? Wir verstehen, dass die freundliche Dame ihre Kollegen schonen musste, da die Polizei für den nächsten Tag Kontrollen wegen Restalkohol geplant hatte – was tatsächlich eine gute Sache ist. Wir aber sind Optimisten. Es war erst 2 Uhr morgens, der Regen ließ nach und nass waren wir schon. Allerdings fingen wir jetzt alle an zu frieren. Rettung nahte! Nicht von dem Portier von Hotel, nicht vom Taxiunternehmen und nicht von der Polizei. Nein von einem Nachtportier aus dem Hotel mit dem Namen des großen Dichters und Freund Friedrich des Großen. Er hatte von unserem – kann man dazu Missgeschick sagen? – gehört und für Transportmöglichkeiten gesorgt? Immerhin waren wir gegen 2.30 Uhr alle glücklich und um ein Erlebnis der besonderen Art reicher und in unseren Hotels angekommen. Trotzdem hat es uns in Potsdam sehr gut gefallen, aber das nächste Geburtstagsgeschenk für meinen Mann wird vielleicht doch wieder eine Krawatte werden. Sabine Bossle und Andreas Fuchs, Bad Lauterberg am Harz
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