Lesermeinung: Ein Königsgrab voller Unrat und Hundekadaver
Zu: „Das Unternehmen Leichenklau“ 17.8.
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Zu: „Das Unternehmen Leichenklau“ 17.8.
Ich habe auch bei Ihnen die immer wiederholte Behauptung gefunden, Friedrich Wilhelm II. habe mit Fleiß den letzten Wunsch seines Onkels missachtet und ihn aus eigenem Antrieb nicht auf der Terrasse seines Weinbergs begraben. Es gibt jedoch eine unspektakuläre Erklärung: Friedrich der Große hatte bereits zu Lebzeiten auf der obersten Terrasse in Sans-Souçi eine Gruft ausmauern lassen, in der bereits seine Lieblingshündin Alcmene und andere Vierbeiner ruhten. Paulig berichtet: „Friedrich Wilhelm II. ließ noch am Todestage die Gruft öffnen und stieg selbst in sie hinab. Der Unrat und die Särge mit den Kadavern der Hunde, welche Friedrich hier hatte beisetzen lassen, überzeugten ihn aber, dass man den König hier unmöglich zwischen den Hunden beerdigen könne.“ Die voranschreitende Verwesung des Leichnams in der Augusthitze ließ keine Zeit zur Rekonstruktion der Ruhestätte. Der Gedanke, einen König von Preußen zusammen mit Hunden zu begraben, galt als anstößig und wäre von den Zeitgenossen wohl ebenso kritisiert worden wie die Nichtbestattung an diesem Ort von den Nachgeborenen kritisiert worden ist. Man muss dazu wissen, dass Friedrich seine Bauten in der Regel mit geringstmöglichem Aufwand herstellen ließ. Sein Prinzip lautete: „Es soll nur bey meinem Leben dauern.“ Dieses Prinzip erwies sich bei seiner Gruft als ganz besonders unsachgerecht.
Dr. Dr. Wilhelm Bringmann, Berlin
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