Lesermeinung: Erfinder im Bildungsministerium
Im Bildungsministerium wird „das Fahrrad wiederholt erfunden“. Woran liegt das?
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Im Bildungsministerium wird „das Fahrrad wiederholt erfunden“. Woran liegt das? Haben die Verantwortlichen vergessen oder nie gewusst, dass es in ganz Ostdeutschland bis zur Wiedervereinigung Deutschlands einheitliche Lehrpläne gab, die von Schuljahr zu Schuljahr systematisch aufbauende Ziele setzten? Wäre es nicht sinnvoller und kostengünstiger gewesen, diese Lehrpläne politisch zu entrümpeln und zu überarbeiten bzw. zu aktualisieren? Jahre der vielfältigen Versuche mit negativem Ergebnis sind verloren gegangen. Dass sich Zeugnisformulare manchmal schneller ändern, als ein Schuljahr vergeht, ist nicht nachvollziehbar. Warum ändert man nicht erst dann etwas, wenn alles von erfahrenen Leuten gut durchdacht worden ist? Heute erfindet man auch wieder neu, dass es doch nur von Vorteil sein kann, wenn Kindergarten, Hort und Schule eng zusammenarbeiten. Viele Lehrer und Erzieher Ostdeutschlands haben zum Glück nach dieser Überzeugung weitergearbeitet, auch wenn es nicht erwünscht war. Die Bewertung von Leistungen gehört zum Leben. Wann sollen es unsere Kinder lernen, wenn nicht während der Schulzeit? Ist es nicht unverantwortlich, vieles schön zu reden und den Kindern die „Freiheit“ zu lassen, selbst zu entscheiden, wann und ob eine Arbeit erledigt wird? Auch Prüfungen nach der 10. Klasse sind keine neuen Erfindungen. Die ursprünglichen Verhaltensnoten (Betragen, Fleiß, Ordnung, Mitarbeit) haben unter dem neuen Begriff „Arbeits- und Sozialverhalten“ wieder Einzug gehalten. Über die Vereinbarung der beiden deutschen Staaten bin ich sehr froh – ich hätte mir jedoch gewünscht, dass beide Seiten positive Erfahrungen ausgetauscht hätten. Leider wurde im Bildungssystem alles aus Ostdeutschland verworfen, um dann als neue Idee veröffentlich zu werden. Den Versuch „Tagesschule“ gab es bereits lange vor 1990 – das hat sich aber nicht durchsetzen können. Dies sind nur einige Beispiele aus dem Bildungswesen, die mich als Mutter und Lehrerin sehr wütend machen. J. Michel, Werder-Glindow
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