Lesermeinung: Fahrgast-Rückgang stoppen und umkehren
Zu: Umsteigen – aussteigen“, 30.8.
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Zu: Umsteigen – aussteigen“, 30.8. Die PTV AG arbeitet seit 25 Jahren erfolgreich als Berater, Planer und Softwareanbieter zu den Themen Verkehr und Mobilität - und das weltweit. Bundesweit haben wir in vielen Städten und Regionen bereits ÖPNV-Konzepte, Nahverkehrspläne und Verkehrsentwicklungspläne mit Erfolg erarbeitet. Nun haben wir in diesem Projekt eine Variantenuntersuchung zu einem integrierten ÖPNV-Konzept für Potsdam durchgeführt. Ziel des Konzepts ist, die neuen Stadtteile der Stadt angemessen in das ÖPNV-Netz einzubinden. Außerdem soll der ÖPNV in Potsdam für Fahrgäste attraktiver, die Wirtschaftlichkeit verbessert werden. Kosten, wie durch Parallelangebote, sollen vermieden werden. Daher sind im künftigen ÖPNV-System alle Verkehrsmittel besser aufeinander abzustimmen und in ein Netz zu integrieren. Weiterhin soll betrachtet werden, welche Verbesserungsmöglichkeiten für den Schienenverkehr im Stadtgebiet bestehen, etwa die Reaktivierung still gelegter Haltepunkte. Wichtig ist vor allem, wie der in den letzten Jahren zu beobachtende Rückgang der Fahrgäste gestoppt und möglichst umgekehrt werden kann. Die Variantenuntersuchung basiert auf der Analyse der aktuellen Verkehrsnachfrage (Zählungen, Befragungen). Darauf aufbauend wurden verschiedene Varianten der Angebotsgestaltung entwickelt. Definiert wurden Netzhierarchie, Linienführung, Verknüpfungspunkte, Bedienungszeiten, Fahrtenanzahl und Takt. Anschließend wurden die Varianten aus Sicht der Fahrgäste und der Betreiber bewertet. Verwendet wird dazu die weltweit marktführende Verkehrsplanungssoftware „Visum“, die in unserem Hause entwickelt wurde. In Abstimmung mit dem Stadtplanungsamt, dem ViP und der HVG, dem VBB und einem begleitenden Arbeitskreis, Vertreter der Stadtverordnetenversammlung, des brandenburgischen Infrastrukturministeriums, des Behindertenverbandes und des Potsdamer Verkehrstisches, wurde eine Vorzugsvariante ausgewählt, die Veränderungen gegenüber dem bestehenden Angebot vorsieht. Diese Variante bildet das Rahmenkonzept für den ÖPNV in Potsdam. Das derzeitige ÖPNV-Angebot beruht auf dem so genannten „Takt 2000“. Die wesentlichen Merkmale sind ein gleichmäßiges Taktangebot, eine Verknüpfung der Linien und Netze und eine flächenhafte Erschließung. Diese Merkmale wurden in allen Varianten berücksichtigt, besonders in der Vorzugsvariante. Seit Einführung des Takt 2000 kann in Potsdam ein spürbarer Rückgang der Fahrgastzahlen beobachtet werden, der durch keine äußeren Einflussfaktoren erklärt werden kann (Entwicklung der Einwohnerzahlen, Tarife oder der Motorisierung). In anderen, mit Potsdam vergleichbaren Städten, sind die Fahrgastzahlen im Vergleichszeitraum konstant geblieben oder sogar gestiegen. Insofern besteht Handlungsbedarf. Dabei müssen die Vorgaben aus Nahverkehrsplan und Takt 2000 berücksichtigt werden.Das ÖPNV-Gesetz des Landes Brandenburg schreibt vor, dass der Aufgabenträger, also die Stadtverwaltung, genau diesen nun erarbeiteten Rahmen für das ÖPNV-Angebot festzulegen hat, und dass die Verkehrsunternehmen das Rahmenkonzept durch Fahrpläne umsetzen. Das gewählte Vorgehen ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern entspricht dem aktuellen Stand der Wissenschaft und Planung. Das Erhebungsverfahren ist von der Forschungsgesellschaft für das Straßen- und Verkehrswesen und vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen anerkannt, langjährig erprobt und wird in fast allen Städten angewandt. In Potsdam besteht eine gute Zusammenarbeit zwischen der Stadtverwaltung und den Verkehrsunternehmen. Diese günstige Konstellation ist nicht selbstverständlich. Es ist Potsdam und seinem ÖPNV zu wünschen, dass dieser Vorteil nicht durch unnötige politische Querelen kaputt gemacht wird, sondern dass sich die Politik auf ihre eigentliche Aufgabe besinnt und für einen wirtschaftlichen und attraktiven ÖPNV in Potsdam sorgt. Uwe Reiter, verantwortlicher Projektleiter für das ÖPNV-Konzept Potsdam
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