Lesermeinung: FH-Potsdam-Masterplan: „Ein Glücksfall für Potsdam“
Zu: „Neues Holländisches Viertel im Lustgarten“, 4.3.
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Zu: „Neues Holländisches Viertel im Lustgarten“, 4.3.
Der Vision der Architekturprofessoren für die Gestaltung der Potsdamer Mitte kann ich sehr gut folgen und begrüße die Darlegungen in allen Teilen. Damit ist nachgewiesen, dass auch unsere Fachleute in der Lage sind, die historische Stadtentwicklung mit der Gegenwart zu vereinen. Nun ist es an der Zeit, dass die Entscheidungsträger schnellsten die Verwirklichung dieses Planes beschließen, um nicht weitere Finanzmittel von Stadt, Land, Bund und EU zu verplempern. Denn die Verfechter der „Alten Mitte“ haben dort alle ihr „Bedarfsobjekt“ (Stadtschloss, Garnisonskirche, Stadtkanal), bis auf das Niemeyer-„Spaßbad“.
Ich hoffe, dass bei der weiteren Bearbeitung nicht das Niveau der Wilhelm-Galerie und des IHK-Gebäudes der Maßstab ist, sondern kreative Visionen unserer Zeit bestimmend sind. Das vorhandene hervorragende Potenzial wird nicht genutzt, gefordert und gefördert.
Auf die bisherigen Beschlüsse und Entscheidungen trifft das Sprichwort zu: Der Prophet gilt nicht im eigenen Land!
Klaus Becker, Werder/Havel
„Absolut gelungen“
Den Masterplan von der FH Potsdam kann man als absolut gelungen bezeichnen. Ein Glücksfall für Potsdam! Endlich wird hier einmal als planerische Vision die ganzheitliche Betrachtung der Stadtmitte vorgenommen. Bestechend sind die Ensembles, die sich vom Bahnhof her als geschlossene Stadtmitte mit überwiegender Wohnnutzung am nahen Wasser erschließen. Man kann nur hoffen, dass die Verantwortlichen sich diesem Entwurf nicht verschließen.
Hans-Jürgen Kuessner, Potsdam
Niemeyer-Entwurf im Bereich der Kiesgrube verwirklichen
Als Architekt und geborener Potsdamer verfolge ich die Stadtmitteplanungen seit Abdankung der DDR-Funktionäre mit Interesse. Obwohl ich den Niemeyer-Entwurf durchführenswert finde, überzeugt mich nun die These des Masterplan-Trios, die ein Kurbad mit Hotel vorsieht, von dem aus der Besucher die Stadt in seiner Schönheit erkennt. Nicht umsonst machten Künstler des 18. und 19. Jahrhunderts die Brauhausbergkuppe zum Sichtpunkt ihrer Stadtdarstellungen. Mir kamen beim Betrachten des Masterplanes Gedanken, dass sich die Niemeyerentwürfe auch sehr gut in eine zu gestaltende Landschaft im Bereich der Kiesgrube, zwischen Havel und Michendorfer Chaussee, einfügen könnten. Eine Kombination zwischen Baggersee und Niemeyerschen Kuppelbauten könnte diese Waldgegend zum attraktiven Anziehungspunkt machen, wenn sie durch eine Straßenbahn erschlossen würde. Der südwestliche Außenbereich der Stadt hat seit 1940 vielen Festen und Veranstaltungen Platz geboten und wurde deshalb mit einer eigenen Straßenbahntrasse versehen, auf der wir Kinder mit unseren Eltern zum Jahrmarkt und zum Gasthaus „Landmann“ fuhren. Eine solche Trasse könnte in Anlehnung an die alte Strecke bis hinter die Fernbahnlinie führen, wo sie einen vorstellbaren Busbahnhof tangieren und als Schleife entlang der Havelseite vor der oberen Bebauung der Templiner Straße zu ihrem Weg in die Stadt zurückführen würde. Da die Mondlandschaft der Kiesgrube mit ihren reizvollen Möglichkeiten, nach meiner Kenntnis, noch keinen Stadtplaner nachhaltig animiert hat, möchte ich hiermit einen Denkanstoß geben.
Manfred Meyer, Caputh
Zu: „Was fehlt, ist Urbanität“, 16.3.
Dass nun endlich die Grundlagen dafür gelegt werden sollen, dass Potsdam seine Mitte wieder gewinnen kann, ist zwar begrüßenswert. Bei der Veranstaltung wurden aber etliche Fragen nicht beantwortet, vor allem die, ob und wie die angestrebt Urbanität tatsächlich erreicht werden kann.
In einer Stadt, in der für die Bahnhofspassagen Nutzungsbeschränkungen erlassen wurden, ist es doch fraglich, wie es in der neuen Mitte zu einem florierenden Geschäftsleben kommen soll.
Auch wenn man sich vergegenwärtigt, wie kahl und öde Lustgarten und Luisenplatz aussehen.
Ferner ist zwar begrüßenswert, dass bei der Bebauung von drei Blöcken neben und hinter der Nikolaikirche schwerpunktmäßig Wohnnutzung vorgesehen ist. Die Aussicht auf ein Wohnen zur dann erheblich verschmälerten Friedrich-Ebert-Straße hin, durch die auch noch die Straßenbahn rumpelt, ist aber vielleicht doch nicht so reizvoll, wie man es sich vorstellt.
Fazit: Es gibt gute Ansätze, aber es bleiben noch viele Fragen offen.
Ellen Chwolik-Lanfermann, FDP Potsdam (Arbeitskreis Stadtentwicklung)
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