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Lesermeinung: Freihaltetrasse für die Zukunft der Region

Zu: „Endspurt im Radweg-Streit“7.10.

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Zu: „Endspurt im Radweg-Streit“

7.10. 2009

Das Entscheidungschaos über die Widmung der bisherigen Freihaltetrasse in Stahnsdorf für den seit dem 2. Weltkrieg geplanten S-Bahn-Ringschluss als Radweg mit Grünzug ist ein Tiefpunkt in der Geschichte der Gemeinde. Die Umstände erinnern an ein Schildbürgertum! Mir zerreißt es mein Stadtplanerherz, wenn ich lesen muss, mit welcher eklatanten Fehlentscheidung die gewählten Gemeindevertreter die Zukunft von Stahnsdorf und der gesamten Region aufs Spiel setzen. Es geht hier nicht darum, 80 Menschen zu enteignen, die seit der Wahl ihres Wohnstandortes an der Freihaltetrasse wussten, dass dort einmal die S-Bahn fahren könnte, sondern um 14 000 Einwohner in Stahnsdorf beziehungsweise um 50 000 in der Region, die 20 Jahre nach dem Mauerfall endlich verkehrlich adäquat an die Hauptstadt angeschlossen werden wollen.

Schließlich geht es auch um die wirtschaftliche Entwicklung, die gerade im Gewerbegebiet Stahnsdorf durch die S-Bahnanbindung einen Schub erfahren könnte und um die Zukunft des bedeutenden Kulturdenkmals Südwestkirchhof, das mit der S-Bahn-Anbindung vom Rohdiamanten zum Juwel für den Tourismus werden könnte. Nein, diese Gemeindevertreter vertreten nicht, sondern treten offensichtlich die Interessen der Gemeinde.

Dass noch nicht einmal die eigene Fraktion hinter dem Bürgermeister steht, stimmt mich nachdenklich. Wenn ich mir auf der Homepage der Gemeindevertretung ansehe, dass drei Viertel dieser Abgeordneten entlang der Freihaltetrasse wohnen und mehr fürs persönliche Wohl entscheiden als fürs Gemeinwohl, bin ich empört. Mit der Entscheidung über die Zukunft der S-Bahn-Freihaltestrasse steht auch die Personalie des Bürgermeisters zur Debatte - mit ihr scheitert er oder steigt auf. Für die Demokratie im Ort wäre die endgültige Ablehnung über den Bau eines Radweges auf der Freihaltetrasse zur Sicherung der späteren S-Bahnanbindung eine schallende Ohrfeige. Ich habe gelernt, dass das Gemeinwohl vor Einzelinteressen zählt. Was passiert mit der Ortsentwicklung in Stahnsdorf, wenn Lobbyistengruppen das Zepter übernehmen? Ich hoffe auf die Vernunft der Gemeindevertreter bei der Abstimmung am 15. Oktober und dass sie noch einmal genauestens darüber nachdenken, ob sie die Zukunft des Ortes und ihrer Kinder verbauen oder mitgestalten wollen. Wenn nicht, wird sich die ortsansässige Bevölkerung hoffentlich massiv zur Wehr setzen und Proteste organisieren, wie sie jetzt gerade auch zur Nordumfahrung Güterfelde als Gegenbewegung zu den ewigen Blockierern einsetzen. Es geht hier im wahrsten Sinne des Wortes um eine weitreichende Weichenstellung. Liebe Gemeindevertreter zeigt, dass es Euch um das Gemeinwohl und nicht um egoistische Einzelinteressen geht. Erzeugt nicht noch mehr Politikverdrossenheit gerade bei uns jungen Leuten!

Guido Fründt (Stadtplaner), Stahnsdorf

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