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Lesermeinung: Fremde EU, unbekanntes Europa

Verfolgte man die Medien in den letzten Tagen, konnte man feststellen, dass unsere führenden Bundespolitiker wie auch Europaabgeordneten in einen wahren Freudentaumel geraten sind. Grund der Euphorie ist die Aufnahme von zehn neuen Mitgliedsstaaten in die EU.

Stand:

Verfolgte man die Medien in den letzten Tagen, konnte man feststellen, dass unsere führenden Bundespolitiker wie auch Europaabgeordneten in einen wahren Freudentaumel geraten sind. Grund der Euphorie ist die Aufnahme von zehn neuen Mitgliedsstaaten in die EU. Fragt man die Menschen in den Beitrittsländern, was sie sich von der Mitgliedschaft erhoffen, so sind es hauptsächlich wirtschaftliche Hoffnungen und Wünsche auf Verbesserung ihrer Situation. Die Feierlichkeiten sind nun verklungen, der Alltag und die Wirklichkeit sind wieder allgegenwärtig. Ich befürchte nur, dass viele Hoffnungen zu hoch gegriffen sind. Die blühenden Landschaften werden jedenfalls für die einfachen Menschen auch dort nicht so schnell kommen. Die Nutznießer der Grenzöffnung und des EU-Beitritts könnten in erster Linie Großunternehmer, Bankiers, das internationale Verbrechen sowie Spekulanten und andere Geldhaie sein. Auch viele neue und alte EU-Politiker stehen schon seit langem in den Startlöchern zum Europäischen Parlament in Straßburg. Das nächste Problem, das auch die neuen Abgeordneten beschäftigen wird, sind die verschiedenen Gelder, die ihnen als EU-Abgeordnete zustehen. Aber da können sie sich sicher vertrauensvoll auf alte „EU-Hasen“ stützen. Wie ich kürzlich hörte, kann ein EU-Abgeordneter, wenn er alle finanziellen Möglichkeiten ausnutzt, schon mal auf 30 Tausend Euro im Monat steuerfrei kommen. Bei diesen Verdienstmöglichkeiten verstehe ich nicht, dass der Kanzler noch in Berlin und nicht schon längst nach Straßburg gegangen ist. Das nenne ich echten Patriotismus. Die neuen EU-Länder werden am 13. Juni das erste Mal ihre Abgeordneten zum Europäischen Parlament wählen. Auch wir Deutsche sind aufgerufen, am 13. Juni unsere Parlamentarier zum EU-Parlament zu wählen. Nur kaum jemand weiß so recht, wen er wählen soll und warum. Kaum eine Institution ist so undurchsichtig wie das EU-Parlament. Am 13. Juni stellen sich bei uns 22 Parteien zur Europawahl, aber kaum jemand kennt deren Programme geschweige die EU-Kandidaten. Niemand weiß, wofür oder wogegen sich diese Parteien oder Kandidaten in Europa einsetzen wollen. Harald Koch Potsdam

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