Lesermeinung: Fund-, Verwahr- und Wildtiere

Verletzte Wildtiere sollen weiterhin in der Stadt geschützt werden!

Die Stadtverordneten diskutierten kürzlich über die Übernahme der Behandlungskosten verletzter Wildtiere. Elona Müller sagte: „Grundsätzlich muss zwischen Fundtieren, Verwahrtieren und Wildtieren unterschieden werden!“ Warum kann eine praxisfremde Person festlegen, dass ein Tier als Fund- oder Verwahrtier weiterleben darf und als Wildtier nicht? Sind die vielen wilden Tiere, die in der Stadt zu Opfern werden, nicht schützenswert? Mit welchem Recht versagt man ihnen die Hilfe? In freier Wildbahn findet eine natürliche Auslese statt, aber Potsdam ist keine freie Wildbahn. Potsdam ist eine Großstadt, in der viele Wildtiere leben. Hier verschlucken Schwäne Angelhaken, verheddern sich Litzen in Angelsehnen, fliegen Mauersegler gegen Bürofenster, werden Igel, Marder, Rehe, Füchse Opfer des Autoverkehrs. In Potsdam gibt es so genannte „Tierfreunde“, die Tierbabys in vermeintlicher Rettungsabsicht zu Waisen machen, indem sie diese mit nach Hause nehmen. Ist das noch natürliche Auslese? Im Jahr 2007 wurden 220 Wildtiere im Tierheim Potsdam aufgenommen, untersucht, versorgt und an die Wildtierstationen gebracht. Viele wurden erfolgreich ausgewildert. Sollen das in Zukunft allein die Jagdpächter übernehmen? Das wäre so, als wenn man den Metzger zum Tierarzt macht. Ich bin dafür, dass man eine Möwe mit unheilbarem Flügelbruch von ihrem Leid befreit, statt in einem Käfig flugunfähig zu füttern. Aber ich bin dagegen, dass Jagdpächter aus Kostengründen ein geschwächtes, genesungsfähiges Tier erschießen, weil es ein Wildtier ist. Es gibt 68 Pflege- und Auffangstationen für Vögel und Säugetiere vom NABU in Deutschland. Ich hoffe, dass die Jagdpächter diese Adressen haben.

Anke Drohla, Bergholz-Rehbrücke, Mitglied im TSV Potsdam