Lesermeinung: Für ein besonderes Förderangebot in der Sekundarstufe 1
Mit Verwunderung habe ich einen Teil des Beitrages ,,Zahlen hinter den Schülern als Argumente" zur Kenntnis genommen. Der Autor stellt meine Haltung zur Zukunft der von der Schließung bedrohten Rosa-Luxemburg-Gesamtschule unkorrekt dar.
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Mit Verwunderung habe ich einen Teil des Beitrages ,,Zahlen hinter den Schülern als Argumente" zur Kenntnis genommen. Der Autor stellt meine Haltung zur Zukunft der von der Schließung bedrohten Rosa-Luxemburg-Gesamtschule unkorrekt dar. Mir wird unterstellt, dass ich übereinstimmend mit dem Leiter des Fachbereiches Schule und Sport der Stadtverwaltung der Meinung wäre, eine optimale Förderung unserer Schüler/innen sei nach Schließung auch an beliebigen anderen Standorten der Stadt möglich. Diese Darstellung muss ich entschieden wiedersprechen. In der Schulkonferenzsitzung habe ich eine deutlich andere Meinung geäußert. Ich setze mich mit aller Kraft für den Erhalt und die weitere Profilierung unserer Schule ein, weil ich der Überzeugung bin, dass gerade unser Schulprogramm im Rahmen des bestehenden selektiven Schulsystems eine unverzichtbare Facette im Bildungsangebot der Stadt Potsdam ist. Die Rosa-Luxemburg-Gesamtschule arbeitet seit Jahren als integrative Schule mit dem Ziel, allen Schüler/innen – auch denen mit Lernproblemen, Teilleistungsschwächen wie LRS und anderen Benachteiligungen – Chancen auf einen ihren Fähigkeiten entsprechenden schulischen Abschluss zu geben. In diesem Sinne haben wir – und darauf bin ich stolz – tatsächliche eine Art ,,Auffangnetz" entwickelt, wie in einem weiteren Beitrag (,,An die eigene Nase fassen, PNN v. 22. 11. 2003) formuliert. Unser schulisches Angebot mit einer teilweise veränderten Unterrichtsorganisation, mit ,,Trainingsphase", ,,Rosas Lerninsel", einer speziellen LRS-Förderung, mit vielfältigen unterrichtlichen und außerunterrichtlichen Projektion, berufsvorbereitenden Maßnahmen, einem gezielten Ganztagsangebot, Schulsozialarbeit usw. richtet sich in hohem Maße darauf, den Bedürfnissen und Voraussetzung unserer Schüler/innen so zu entsprechen, dass diese zu greifbaren Lernerfolgen gelangen, ihr Selbstwertgefühl stärken und soziale Kompetenzen erwerben können. Es gelingt uns seit Jahren, auch Schüler/innen mit ungünstigen Lernprognosen aus den Grundschulen so zu fördern, das sie sich schulisch gut entwickeln und einen Schulabschluss erreichen. Mit Bedauern stelle ich fest, dass solche Bemühungen kaum gewürdigt werden. Eher wird abwertend betrachtet, dass durch die Rosa-Luxemburg-Gesamtschule gerade die Kinder und Jugendlichen gefördert und unterstützt werden, die im bestehenden Bildungssystem die Schwächeren sind. Übrigens: Wir nehmen nicht nur die ,,anderswo durchgefallenen Schüler" (PNN vom 22.11.) auf, sondern vor allem Schüler/innen, die sich für unser Angebot aus guten Gründen entscheiden. In diesem Sinne stehe ich für das Schulprogramm der Rosa-Luxemburg-Gesamtschule, dessen pädagogische Leitidee und Arbeitsweisen sich eben nicht ,,einfach so" auf andere Bildungseinrichtungen der Stadt übertragen lassen. Vielmehr sollte der durch PISA bestätigte Bildungsnotstand Anlass genug sein, nicht gerade die Schulen mit einem ausgewiesenen Stütz- und Förderangebot zu schließen, sondern die Bedingungen für Bildung und Erziehung allgemein weiter zu verbessern. Eine Absenkung der geforderten Schülerzahlen pro Klasse, z.B. von 27 auf 24 würde helfen Schulstandorte zu sichern und günstige Voraussetzung für das Lernen zu schaffen. Dr. V. Paul Gesamtschulrektorin
Dr. V. Paul
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