Lesermeinung: Für einen modernen Innenhof, weniger Abgeordnete und eine Schneeballschlacht
Innenhof modern gestalten!Mir gefällt das ganze Gezerre zum Thema „Schlossinhalt und Fassade“ nicht.
Stand:
Innenhof modern gestalten!
Mir gefällt das ganze Gezerre zum Thema „Schlossinhalt und Fassade“ nicht. Es ist nichts dagegen einzuwenden, dass die Fassade so originalgetreu wie möglich gestaltet werden soll, und dass sich das Innere den Funktionen des Landtages unterordnen muss.
Jetzt aber soll sich der Innenhof auch der alten Architektur anpassen. Da schießen die Befürworter über das Ziel hinaus. Das Schloss wird ein Neubau. Den Platz für den Plenarsaal kann man aber nur im Innenhof gewinnen!
Für den Eingang in den Pariser Louvre wurde auch eine moderne gläserne Pyramide im Innenhof gebaut. Das finde ich grandios! Wir können nicht nur verklärt auf Vergangenes zurückblicken: Der Innenhof muss sich der Funktion des künftigen Landtages unterordnen. Der Rest der Fassaden kann dem Original nachempfunden werden. Ein historisches Gebäude lebt nicht nur von seiner Geschichte, sondern auch davon, was spätere und zukünftige Generationen darin sehen wollen. Wir Potsdamer haben jetzt die Chance, Toleranz für kommende Generationen in Stein zu setzen. Das wird dem Weltkulturerbe nicht abträglich sein und auch die Touristen werden es verstehen. Wenn man sich in der Frauenkirche befindet, riecht es nach Neubau, nicht nach altem Gestühl, dort ist auch die Orgel neu und technisch auf der Höhe der Zeit. Und dennoch hat die Welt die Frauenkirche ins Herz geschlossen.
Jürgen Walles, Bauingenieur, Potsdam
100 Abgeordnete wären genug!
„Es ist vollbracht“, so möchten am liebsten diejenigen, die ihre Stimme gegen die selbstherrliche Uminterpretierung des Beschlusses der Abgeordneten zu ihrem Landtagsneubau durch Finanzminister Speer, ausposaunen, denn die großzügige Spende durch Hasso Plattner hat in der entscheidenden Phase die Aktivitäten der Bürgerinitiative „Mitteschön“ und des Stadtschlossvereins zu einer Entscheidung geführt: Die Konsortien müssen sich an Knobelsdorff orientieren! Darüber freuen wir uns. Warum eigentlich sollen für 150 Abgeordnete Büros geschaffen werden? Wären nicht auch 100 Politiker genug? Denn mit einer Reduzierung der Abgeordnetenzahl wäre der zweite gordische Knoten zerschlagen: Dann könnte die Geschossflächenanzahl reduziert werden und viele funktionelle Probleme wären aus dem Weg geschafft. Wir wünschen uns auch im politischen Raum mehr Qualität als Quantität!
Monika Ludwig, Brandenburger Vorstadt, Potsdam
Heyes Woche: Geschichte als Trümmerfeld, 15.12.
Dass der Autor die Bemerkung „für 20 Millionen sei viel Sinnbringendes möglich“, nicht als Provokation erkennt, enttäuscht mich und verdeutlicht die (auch seine) derzeitige Aufgeregtheit bei der Diskussion um Potsdams Mitte. Er schreibt über Befürworter, Gegner und Schlussstrich-Zieher. Nicht ein einziges Mal schreibt er, worum es geht; nämlich um einen neuen Landtag für (Berlin/)Brandenburg, um den Platz, den Politik braucht, um effektiv im Sinne der Bürger und des Landes zu arbeiten.
Richtig! Geschichte kann nicht planiert werden, aus Geschichte kann keiner aussteigen, verdrängen geht auf Dauer ebenso wenig, wie vergangene Geschichte wieder aufbauen. Geschichte entwickelt sich fort. Dazu gehört der Blick nach vorn genauso, wie die Erfahrungen aus der Vergangenheit.
Das alte Stadtschloss gibt es nicht
mehr, den neuen Landtag brauchen
wir, einen Landtag in der Schlossfassade wollen wir. Beides miteinander zu versöhnen, also Landtag und Schlossfassade einerseits, Befürworter und (angebliche) Gegner andererseits, muss alle Mühen wert sein. Es ist deshalb unbedingt zu begrüßen, wenn Saskia Hüneke eine Tagung mit Fachleuten, Befürwortern und Gegnern vorschlägt. Aber zu einem „offenen Dialog“, und eben nicht, „wenn es sein muss, auch nicht-öffentlich“.
Vielleicht hilft ja Frau Holle; wenn sie es schneien lässt, sollten sich alle Teilnehmer vor der Veranstaltung zu einer Schneeballschlacht treffen. Anschließend kann man mit kühlem Kopf – aber nicht mit kaltem Herzen – miteinander nach der besten Lösung suchen.
Wolf-Dieter Herrmann, Potsdam
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