Lesermeinung: Gedenkstein als „Relikt aus dunklen Tagen“
Kemnitzer Kriegerdenkmal eingeweiht2.9.
Stand:
Kemnitzer Kriegerdenkmal eingeweiht
2.9. 2009
Wer ist ein Held? Grundsätzlich dürfte man darunter jemanden verstehen, der unter persönlicher Opferbereitschaft seine Kraft und sein Handeln für das Erreichen einer erstrebenswerten Sache einsetzt. Als die deutschen Soldaten 1914 in den ersten Weltkrieg zogen, mögen sich viele als solche gesehen haben und auch der Großteil der Bevölkerung war wohl dieser Ansicht.
Das Leid zweier Weltkriege lag ja noch vor den Menschen. Darf man sich bei der Rechtfertigung für die Wiederaufstellung des Steines mit dem Schriftzug „Unseren im Weltkrieg 1914-1918 gefallenen Helden“ darauf berufen, dass dies einfach zur Geschichte gehört? Ich meine: Nein! Die Ansichten zu diesem verheerenden Kapitel der deutschen Geschichte haben sich glücklicherweise geändert. Ortsbeirätin Saskia Funk und Bürgermeister Werner Große beriefen sich darauf, man könne mit diesem Denkmal den jüngeren Menschen Geschichte näher bringen und erklären, sie hätten die erste Gelegenheit bei der „Feierstunde“ nutzen können – sie taten es aber nicht.
Keine Erklärung zum Wort „Helden“, keine Infotafel zur Geschichte dieses Steines. Offensichtlich besteht für Funck und Große kein Handlungs- und kein Erklärungsbedarf. Man will sich von „Gesinnungswächtern“ und dem „Wächterrat“ hierzu nichts diktieren lassen. Als Bürger muss ich täglich mindestens zweimal in unserer Dorfmitte an diesem, von gelben Rosenstöcken umgebenen Relikt aus dunklen Tagen vorbeigehen. Auf meine Frage, warum Frau Funck nicht in Uniform erschienen war, erklärte sie: beim nächsten Mal werde sie eine Pickelhaube dabei haben.
Frank Bender, Werder/Havel, Ortsteil Kemnitz
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