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Lesermeinung: Gegen eine Oper auf Hermannwerder

Zum geplanten Projekt „Seebühne auf Hermannswerder“ – dort sollen im Sommer 2011 etwa 60 000 Besucher die „Zauberflöte“ erleben„Zauberflöte“ in die Schiffbauergasse!Potsdam ist im Begriff, sich einen tollen Marketingflop zu leisten.

Stand:

Zum geplanten Projekt „Seebühne auf Hermannswerder“ – dort sollen im Sommer 2011 etwa 60 000 Besucher die „Zauberflöte“ erleben

„Zauberflöte“ in die Schiffbauergasse!

Potsdam ist im Begriff, sich einen tollen Marketingflop zu leisten. Noch im April bekam die Stadt von ihrer teuer bezahlten Kölner Agentur bestätigt, dass es dem hochsubventionierten Standort Schiffbauergasse an markanten Events fehlt, um besser angenommen zu werden. Und nun das: Nahezu widerstandslos will man zulassen, dass der naturgeschützte Seebereich vor Hermannswerder zum Schauplatz dieses Massenspektakels wird, nur weil ein potenter Großveranstalter das so möchte. Der Veranstalter schwärmt von dieser herrlichen Verbindung zwischen Natur und Kultur, druckt bereits Ankündigungsplakate und lässt schon die Kassen im Vorverkauf klingeln. Kann in diesem Stadium eine Genehmigung der Landeshauptstadt noch verweigert werden oder gilt das „wir prüfen noch“ nur der Beschwichtigung der Öffentlichkeit? Was wird sich die Stadt mit dieser Fehlentscheidung für Hermannswerder einhandeln? Täglich werden zirka 5000 Besucher über schützenswerte Bereiche trampeln, während der einstündigen Aufführungspause sogar picknicken dürfen und ihre eigene Verpflegung mitbringen. Wie viele Toilettenhäuschen benötigt werden, ist noch nicht bekannt, wenn zu wenig, geht''s eben in die Natur, eine nicht angestrebte Verbindung zwischen Kultur und Natur. Die Stadt hätte den Massenverkehr für Pkw und Busse (denn die Bahn ist weitab) zu der Insel zu regeln, die Wasserseite für Sportboote aller Art in der Urlaubszeit August komplett zu sperren (entgegen der zur Zeit laufenden Förderkampagne für den Wassertourismus!), und darauf zu achten, dass für den Aufbau der Tribünen nicht zu viele Bäume gefällt werden müssen. Dann würde die edle Schar der Opernbesucher freie Sicht haben über den Templiner See. Die Verbindung zwischen Natur und Kultur als Alleinstellungsmerkmal wäre an der Schiffbauergasse auch zu haben gewesen. Und mit einer bereits von der Stadt vorgehaltenen Verkehrs- und Ortsinfrastruktur, die man bei solchen Großveranstaltungen braucht und nicht als „zu urban“ abqualifizieren soll. Auch das Argument von weniger Zuschauern in der Schiffbauergasse ist vordergründig und sicher nicht belastbar geprüft worden. Hätte man hier nicht nach der Devise etwas kleiner aber feiner kalkulieren können? Aber der Etats von 2,5 Millionen und die namhaften Sponsoren i scheinen alle Bedenken zu zerstreuen. Dafür bleibt der hoch subventionierte, inzwischen gut entwickelte Standort Schiffbauergasse am Tiefen See dann leer.

Karl-Heinz Haufe , Beirat im Marketing-Club Potsdam e.V.

Dörflichen Charakter der Insel erhalten!

Ich weiß nicht, ob die Planer auf Hermannswerder waren und sich die Infrastruktur angesehen haben. Die Insel ist klein. Wir Anwohner sind wegen des dörflichen Charakters hierher gezogen. Der zitierte „Dornröschenschlaf“ macht den Charakter der Insel aus. Warum sollte er überwunden werden? Deswegen wohnen hier Familien mit kleinen Kindern, deshalb ist Hermannswerder besonders geeignet für die behinderten Bewohner, die sich ohne viel Verkehr sicher bewegen können, ebenso die Bewohner des Altenpflegeheims. Es gibt kaum genügend Parkplätze für die Fachschulen und das Gymnasium und nur eine Buslinie, die alle 20 Minuten fährt. Wie unter diesen Bedingungen Parkplätze für mehr als 4500 Besucher gebaut werden sollen, bleibt ein Rätsel. Da der Platz auf einer Insel begrenzt und der Uferbereich als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen ist, können vorhandene Flächen nicht umgewidmet werden. Ich befürchte einen Verkehrskollaps. Die Zuschauertribühne soll auf dem Hof des evangelischen Gymnasiums errichtet werden, ohne dass in den sensiblen Uferbereich eingegriffen wird. Wie soll das gehen? Das Ufer ist von zahlreichen alten Bäumen bestanden. Will man die überbauen oder sollen diese der Idee geopfert werden? Die Opernspieltage fallen auf den Beginn des Schuljahres. Sollen die Schüler mehrere Wochen auf ihren Schulhof verzichten, weil der Abbau so einer großen Tribüne länger dauern wird? Dass die Hoffbauerstiftung dem Projekt positiv gegenüber steht, befremdet, weil auf der gegenüberliegenden Straßenseite das Hospiz errichtet wird. Wer sollte wohl seine Angehörigen in einer Einrichtung unterbringen wollen, in der sie im Sommer wochenlangem Lärm ausgesetzt sind?

Anne Lampe, Potsdam-Hermannswerder

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