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KulTOUR: Gemalte Geschichten

Ausstellung von Frauke Schmidt-Theilig in Teltow

Stand:

Teltow - Porträts. Immer wieder Porträts in dieser farbfunkelnden Personalausstellung von Frauke Schmidt-Theilig im Teltower Bürgerhaus. Die Stahnsdorfer Künstlerin hat ihr den Namen „Nach vorn, zurück und wieder hin“ gegeben. So malt das Auge an der Staffelei, so geht es zu im echten Leben. Das erste, was man zu spüren bekommt, ist das ungeheuer lebhafte Temperament der 1958 geborenen Rostockerin. Am liebsten, sagt sie, nähme sie sich Farbe, „und druff!“.

Ihre Ungeduld kann es kaum erwarten, bis ein Bild entsteht, ein Holzschnitt (sie erreichen nicht Tiefe und Spannung der Malerei) „gegraben“ ist, überall ist Leben, Unruh, Suchen. Wonach? „Etwas ist noch drin in mir, das muss heraus!“ Kraft will sie weitergeben, eigene Kraft, die eines Bildes, einer Farbe – und stellt sich dergestalt sogar ihr allerletztes Stündlein vor: Die Farbe muss raus aus der Tube, mit letztem Einsatz ... „Alles für immer“ heißt ein Bild dieser Sammlung mit Arbeiten aus dem letzten Jahr, ein Ruf wie nach der Ewigkeit: Mann küsst Dame kühl auf die Stirn. Sie wirkt endlos glücklich, er weniger. Auch Frauke Schmidt-Theilig ist da skeptisch: Ganz oben auf diesem „Schmalen-Langen“ steht herausfordernd ein Weib mit Dreizack, unter dem senkrecht gestuften Bild, jenseits der lockenden Blumen, schaut tiefschwarz ein skeptischer Rabe nach oben. Es ist eines jener schmalen Hochformate, die zwischen zwei benachbarte Fenster passen und die Geschichten erzählen, wie fast alle Bilder.

Zweieckige Geschichten, Dreiecksgeschichten, immer wieder, mal per Holzschnitt, mal in Acryl, mal im geliebten Öl. „In der Überzeugung zu überzeugen“ gibt einen Gestus, der immer wiederkehrt, das Nebeneinander zweier Menschen statt ihres Miteinanders. Die Figuren schauen sich nie direkt an, meiden sogar den Blick des Betrachters. Auch Überkünstler Klaus-Maria Brandauer blickt haarscharf an seinem höchst skizzenhaften Ideengeber, Peter Weiß, vorbei. Die selbstbewusste junge Frau mit lächelndem Fernblick, ein Bleichschädel als Gruß der Prärie, die Malerin selbst „Im Kosmos unterwegs“, eine Segelboot-Herde im Wind, leicht Abstrahiertes wie „Auflösung der Substanz in die freie Wählbarkeit der Meinungen“ und immer wieder Fische gehören zur Phänomenologie von Frauke Schmidt-Theilig. Jedoch: Wer Fische malt, der blickt auch tiefer! Das Bild aus der ichthyologischen Urwelt könnte man unter „Szenen einer Ehe“ fassen – und doch erzählt es nur eine von ganz vielen Geschichten, die alle mit ihrem Innenleben zu tun haben, und mit der Gegenwart. Jedes Ausstellen ist Exhibition.

Der Pinsel gibt keine Ruhe. Manchmal verliert er sich in Andeutungen, hält an der Oberfläche fest, dann sucht er Weite. Über ihren Anteil am „Expressionismus“ mag nachdenken, wer da mag. Jenseits aller „ismen“ entfaltet sich der Kosmos eines Erdmenschen, genau so, wie er dann dargestellt wird: Zwei Fische auf einem Tisch, die noch im Tod auseinanderstreben, mit absichtsvoll gekrümmten Gefäßen, mit einem düsteren Beitrag zu „Geben und Nehmen“, mit zaghaften Verfremdungen oder dem „Gewohntem Blick“ – und mit jener vielbebilderten, so porträtreichen Stele, die wirklich alles über jene Künstlerin erzählen kann.

Bis 25. März im Bürgerhaus Teltow, Ritterstraße 10, Mo-Fr 10-16 Uhr

Gerold Paul

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