Lesermeinung: Geschichtslose Insel
Zu „Große Pläne für die Insel Nedlitz“, 15.2.
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Zu „Große Pläne für die Insel Nedlitz“, 15.2.
Die Investoren und Architekten planen, als hätten sie mit der Insel Nedlitz ein Stück Wüste auf dem platten Lande vor sich! Dabei handelt es sich um das nördliche Eingangstor zur Stadt Potsdam. Geschichtlich, baulich, wirtschaftlich präsentierte sich dieses Entree in eindrucksvoller Architektur, die sich der überwältigenden Seenlandschaft anpasste. Im Brandenburgischen Landeshauptarchiv und in der Denkmalbehörde befinden sich umfangreiche Dokumente, Ausarbeitungen und Abbildungen des Nedlitzer Gutshofes und seiner Umgebung, verbunden mit der Geschichte der Fährmüller-Familie und den Nachfahren, die bis 1945 an dieser Stelle wirkten. Nach der Enteignung begann die Vernachlässigung der Gebäude und die Vernichtung der Grünanlagen, beiderseits der Bundesstraße 2 (B2). So wurde der nördliche Eingang zu Potsdam ausgelöscht. Nur die Ortschronik erinnert noch daran. Die Nordbrücke, nach Entwürfen von Persius gebaut, musste einem nüchternen Zweckbau weichen.
Nun soll die gesamte Hofanlage mit den Grünflächen nach Plänen Berliner Architekten und holländischer Investoren für 30 Millionen Euro am Weißen- und Lehnitz-See mit Häusern voll gebaut werden! Es bleibt also nichts für die Neu Fahrländer und den Tourismus.
Zur Wiederherstellung des Nedlitzer Gutsparks im Osten der Straße liegen Pläne vor, die von der Denkmalpflege und dem Grünflächenamt wohlwollend begleitet und befürwortet wurden. Geplant war ein Rundweg für Fußgänger und Radfahrer um die gesamte Insel. Ein solcher Weg ist aber auf der Abbildung des Bebauungsplanes nicht zu erkennen.
Die Hauptaufgabe sollte die Wiederherstellung des Hofensembles mit Gutshaus, den historischen Stall- und Wirtschaftsgebäuden und den Grünflächen sein. In den Gebäuden könnten die notwendigen Räumlichkeiten für Neu Fahrland geschaffen werden, die man nach den vorliegenden Bauplänen in einem geschlossenen Straßenriegel an der stark befahrenen B2 unterbringen will. Durch eine anziehende Wiederherstellung des Hofes könnte ein Mittelpunkt für den Ort geschaffen werden.
Die Bebauung des Gutsparks, die geplanten Einfamilienhäuser und die Marina zerstören den Park für die Allgemeinheit und die dort seit Jahrhunderten gewachsene Natur. Die Wiederherstellung der Grabanlage des Gutsbesitzers Friedrich Heinrich August Müller zu Nedlitz (1755 - 1811), der aus Liebe zu seinem Familienbesitz in seinem Garten beerdigt wurde, verschwindet in einer geschichtslosen Umgebung.
Potsdam wird restauriert und historisch aufgebaut. Dazu gehört aber auch Nedlitz, das eine ebenso alte Geschichte nachweisen kann.
Marianne Meyer-Arendt, Berlin
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