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Lesermeinung: Gestaltungsrat wird für mehr Weitblick in Potsdam sorgen

Zu: „Bevor die Kräne sich drehen. Guido Berg über die späte Berufung eines Potsdamer Gestaltungsrates und die Hoffnungen, die sich mit dem Architektur-Gremium verbinden“, 6.

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Zu: „Bevor die Kräne sich drehen. Guido Berg über die späte Berufung eines Potsdamer Gestaltungsrates und die Hoffnungen, die sich mit dem Architektur-Gremium verbinden“, 6.11. 2010

Die Berufung des Potsdamer Gestaltungsrates ist ein so sinnvoller wie notwendiger Schritt, „Ausdruck einer gewachsenen Kultur in der Stadt“, da trifft der Autor den Nagel auf den Kopf. Erst jetzt haben wir den externen Sachverstand, mit der nötigen Qualifikation, mit dem Blick von außen, um eine ganz besondere Stadtentwicklung zu diskutieren. Gemeinsam mit den Potsdamer Fachleuten, den vielen verdienstvollen Bürgern und wichtigen Bürgerinitiativen, die der Baubeigeordnete Matthias Klipp schon zuvor an seinen Tisch geholt hat. Zu lange hatten die Potsdamer nicht den Weitblick, diese Bereicherung als eine solche anzuerkennen. Einige sprachen vom „Wächterrat“, mokierten sich über anfallende Kosten oder darüber, dass kein Potsdamer unter den sechs Mitgliedern mit Fachpreisrichter-Qualifikation sei. Doch gerade letzteres trägt zu seiner Akzeptanz bei. Denn Potsdam ist nicht irgendeine Siedlung inmitten von Schnellstraßen und Baumärkten. Auch wenn mancher Stadtverordnete sich besonders für Porta oder Hornbach ins Zeug legt oder alle Bauentscheidungen der letzten Jahrzehnte für gelungen, beziehungsweise die Architektur- und Städtebau-Debatte dieser Stadt den Herausforderungen für angemessen hält.

Dabei ist die Decke hoch, nach der wir uns strecken müssen. Mit dem Integrierten Leitbautenkonzept orientieren wir uns an Dresden, an der Neuschaffung von Architektur und Identität im internationalen Vergleich. Führen wir uns vor Augen, welche Ausmaße die Debatte um die Frauenkirche hatte. Das ist keine alltägliche, sondern eine besondere Herausforderung, die große Verantwortung bedingt.

Da geht es nicht um Stückwerk und den kleinsten gemeinsamen Nenner, in geschmacklicher, in parteilicher Hinsicht. Bei der Größenordnung dieser Wiedererrichtung der Potsdamer Mitte ohne Rat und kühlen Sachverstand operieren zu wollen wäre in etwa so, als würde man ein Flugzeug nur mit Engagement und Herzblut fliegen wollen. Jeder hätte da einen guten Tipp, wie man es anstellen müsste, jeder würde einen kennen, der da könnte, wenn er wollte, wie er dürfte.

Wichtig wird jetzt sein, die Unabhängigkeit und Expertise des Gremiums anzuerkennen, auch wenn dessen Meinungsäußerungen – in wechselndem Rhythmus – gut vernetzten Investoren, politischen Lokalmatadoren und lautstarken Bürgerlobbys auch einmal diametral entgegenstehen. Ich bin gespannt, wie qualifiziert künftige Debatten geführt werden und sicher, dass sie auch in den PNN zu finden sein werden.

Till Meyer, Stadtverordneter Mitglied des Kulturausschusses (SPD)

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