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Lesermeinung: Gewaltbereitschaft aus der linken Szene

Zu: „’Kein dunkler Ort’ - Chamäleon distanziert sich von Gewalt“, 29.6.

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Zu: „’Kein dunkler Ort’ - Chamäleon distanziert sich von Gewalt“, 29.6. Ich äußere mich hier zu der Frage, ob das Chamäleon in der Öffentlichkeit als sozialer Brennpunkt oder sozio-kulturelles Projekt wahrgenommen werden soll. Seit dem Ende des letzten Jahres bin ich als Mitglied des Potsdamer Lateinamerika Arbeitskreises „tierra unida“ e.V.fast jede Woche Gast im so genannten „Chamäleon in der Hermann-Elflein-Straße . Dort hatten wir bis zur Unterbrechung durch die derzeitigen Bauarbeiten im Haus die Möglichkeit im öffentlichen Bereich der Bibliothek „Kontext“, die der Verein eingerichtet hat, zu tagen und neben unseren wöchentlichen Vereinstreffen mehrere Veranstaltungen aus unserer Reihe „Forum America Latina“ abzuhalten. Dabei ist zu bemerken, dass uns diese Tagungsmöglichkeiten samt Unterstellmöglichkeiten für unsere Zeitschriften, Akten und so weiter mietfrei zur Verfügung gestellt werden, was in Zeiten der Kommerzialisierung der Räume in der Potsdamer Innenstadt keine Selbstverständlichkeit ist. Das Chamäleon-Haus stellt sich daher aus meiner Perspektive nicht als ein „Nest“ dar, in dem linke Gewaltakte ausgeheckt werden, sondern als ein alternatives Wohnprojekt vielseitig interessierter und engagierter Jugendlicher, die mit viel Einsatz einen öffentlichen Raum für Vorträge, Diskussionen und andere sozio-kulturelle Ereignisse geschaffen haben. Aus dieser Wahrnehmung stellt die derzeitige Darstellung in der Öffentlichkeit als „sozialer Brennpunkt“ dieses Projekt in einen gewaltbehafteten Kontext, der nicht der Wirklichkeit und der Philosophie des Hauses entspricht. Wenn es durch einzelne Bewohner des Hauses zu Gewalttätigkeiten gekommen sein sollte, so sind juristische Konsequenzen berechtigt und notwendig. Ich möchte aber vor einer öffentlichen Vorverurteilung von aktiven Personen und Vereinen warnen, die sich in diesem jungen und aus meiner Sicht förderungswürdigen Projekt engagieren. Jan Wenzel, Mitglied des Lateinamerika Arbeitskreises „tierra unida“ e.V. Potsdam Keine vernünftige Betrachtungsweise des Vorfalls Laut Presseberichten der vergangenen Tage soll es in der Nacht vom 18. zum 19. Juni, in der Nähe des Nauener Tores, zu einem Vorfall gekommen sein. In dessen Verlauf sei eine Person zusammengeschlagen worden. Nun sitzen eine Frau und ein Mann in Untersuchungshaft. Diese wurde vom Amtsgericht Potsdam aufgrund eines so genannten dringenden Tatverdachts angeordnet. Zwei weitere Personen sind unter Auflagen von der Haft verschont. Den Betroffenen wird versuchter Mord vorgeworfen. Der Geschädigte, der eine zirka vier Zentimeter lange Platzwunde davontrug wurde nach kurzer ambulanter Behandlung aus dem Krankenhaus entlassen. Weitere schwerere Verletzungen, wie Knochenbrüche oder ähnliches wurden nicht festgestellt. Trotz dieses Sachverhaltes unterstellt das Amtsgericht Potsdam den in Haft befindlichen jungen Menschen, sie hätten den Tod des Geschädigten billigend in Kauf genommen. Eine vernünftige Betrachtungsweise des Vorfalls lässt diese Sicht der Dinge nicht zu. Da die vermeintlichen Täter dem linken Spektrum zugeordnet werden und der Geschädigte ein einschlägig bekannter Neonazi sei, scheint es vielmehr darum zu gehen, ein Politikum zu inszenieren. Man ist versucht, von Willkür zu sprechen, in deren Folge mit der Zukunft von jungen Menschen gespielt wird, um ein Exempel zu statuieren. Es fällt schwer, noch Vertrauen in dieses Rechtssystem zu haben. Manchmal reicht es offenbar dem linken, politischen Lager zugeordnet zu werden und damit per se Gefahr zu laufen, seine Freiheit und seine Zukunft zu verlieren. Marek Winter, per E-Mail

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