Lesermeinung: Grenzenlose Selbstbeschneidung

Zu: Villa Grenzenlos steht zum Verkauf Im Laufe meines Lebens – ich bin seit einem Jahr Rentnerin – habe ich im In- und Ausland viele Volkshochschulen kennen gelernt. Für mich, seit Jahren Teilnehmerin am Aquarell-Kurs unter Horst Uhlemann, ist die „Villa Grenzenlos“ eine einmalige und in vieler Hinsicht beispielgebende Einrichtung. Sie macht ihrem Namen alle Ehre, denn sie ist grenzüberschreitend und integrativ auf den verschiedensten Gebieten: 1. Das Generationsproblem gibt es hier nicht. Jung und Alt (die Jüngste ist keine 20, die Älteren über 70) arbeiten, sich gegenseitig anregend, kreativ und harmonisch miteinander. 2. Die Teilnehmer kommen aus den verschiedensten Berufen: die Ärztinnen in Rente, die (noch aktive) Baumeisterin, die ehemalige Journalistin, Grafikerin, Kulissenmalerin, Schülerin etc. bilden einen bunten sozialen Mix. 3. Das Zusammentreffen von Potsdamern und Berlinern (aus dem ehemaligen Westen der Stadt) bewirkt einen ständigen positiven Gedankenaustausch zwischen DDR- und BRD-Erfahrungen. 4. Besonders hervorzuheben ist die seit Jahren von der „Villa Grenzenlos“ veranstaltete „Sommerakademie“, bei der Maler aus den verschiedensten Ländern (Polen, Frankreich, Israel, Ukraine/Russland etc.) mit Kursteilnehmern jeweils eine Woche zusammenarbeiten. Am Ende steht nicht nur für alle eine künstlerische, sondern auch menschliche Bereicherung über die Grenzen hinweg. Eine solche Einrichtung aus einer Stadt zu eliminieren, die sich gerade um den Titel der „Kulturhauptstadt Europas 2010“ bewirbt, wäre in meinen Augen eine arge Selbstbeschneidung. Dr. Lilo Schleicher, Berlin

Dr. Lilo Schleicher, Berlin