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Lesermeinung: Großer Unmut unter Potsdamer Assistenzärzten

Zu: „Das Wort “Streik“ ist nicht gefallen“, 30.11.

Stand:

Zu: „Das Wort “Streik“ ist nicht gefallen“, 30.11., „Gewerkschaft droht: Streik am Klinikum“, 5.12., „Klinikum-Ärzte: Streik jetzt nicht sinnvoll“, 6.12.

Liest man die Stellungnahmen des Sprechers der Assistenzärzte der Inneren Klinik des Potsdamer Klinikum Ernst von Bergmann, entsteht der Eindruck, dass im gegenwärtigen Konflikt um die Arbeitsbedingungen der Ärzte am Hause eine einvernehmliche Lösung bereits auf dem Wege sei. Diese Einschätzung wird jedoch keinesfalls von allen Betroffenen geteilt.

Auch unter den Potsdamer Assistenzärzten ist der Unmut über eine verheerende Arbeitssituation mit chronischem Personalmangel, ungezählten und unbezahlten Überstunden sowie stetig zunehmender Verpflichtung zu nicht-ärztlicher Tätigkeit groß und im Gegensatz zu bisherigen öffentlichen Äußerungen von Vertreten des Hauses wird die Möglichkeit eines Streiks durchaus diskutiert. Dieses Druckmittel sollte man nicht aus der Hand geben, insbesondere dann nicht, wenn eine gesunde Skepsis gegenüber den Verhandlungspartnern der Klinikumsverwaltung und des Krankenhausträgers mehr als angebracht erscheint, angesichts der unsachlichen Äußerungen seitens dieser Verhandlungsführer, bezüglich der durchschnittlichen Höhe der ärztlichen Gehälter von angeblich 70 000 bis 80 000 Euro pro Jahr.

Nicht zuletzt aus Solidarität mit den streikenden Kollegen der Berliner Charité wäre es geboten, offensiv und engagiert auf der Grundlage der bekannten Forderungen des Marburger Bundes Verhandlungen über einen eigenen Tarifvertrag für die Ärzte mit der Verwaltung und dem Krankenhausträger zu führen. Auch unter den Kollegen im Klinikum Ernst von Bergmann Potsdam sind in diesem Herbst die Mitgliedszahlen des Marburger Bundes gestiegen und das nicht ohne Grund, denn viele Ärzte fühlen sich nicht von ver.di vertreten. Die Ankündigungen des Vertreters des Marburger Bundes über einen Streik auch am Potsdamer Klinikum mögen voreilig gewesen sein. Trotzdem ist der Marburger Bund die legitime Interessenvertretung der Klinikärzte.Eine fortgesetzte Politik der Anbiederung und des Nachgebens wird über kurz oder lang mit Sicherheit zu einer weiteren Verschlechterung der Arbeitsbedingungen der Ärzte führen und am Ende auch die Qualität der medizinischen Versorgung gefährden.

anonym, der Name des Leserbriefschreibers ist der Redaktion bekannt

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