Lesermeinung: Hamburg und der Griebnitzsee
Sechs Kilometer Uferweg an AußenalsterDas Besondere an Hamburg sind die unverbauten Elbe- und Alster-Ufer. Die Stadt hat im Gegensatz zu Potsdam von dafür gesorgt, dass die schönsten Flecken für alle Hamburger zugänglich bleiben.
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Sechs Kilometer Uferweg an Außenalster
Das Besondere an Hamburg sind die unverbauten Elbe- und Alster-Ufer. Die Stadt hat im Gegensatz zu Potsdam von dafür gesorgt, dass die schönsten Flecken für alle Hamburger zugänglich bleiben. Inzwischen hat es sich bis nach Hamburg herumgesprochen, dass der Griebnitzsee an seiner schönsten Stelle gesperrt wurde.
Auch ich bin gern dort spazieren gegangen, weil man einen besonders schönen Blick aufs Wasser hatte. Es ist für den gesunden Menschenverstand nicht nachvollziehbar, dass es einen seit Generationen begehbaren Uferweg plötzlich nicht mehr gibt, nur weil sich ein paar Villenbesitzer belästigt fühlen. Die Villenbesitzer haben den öffentlichen Uferweg doch vor ihrem Kauf gekannt. Es ist ein Wunder, dass das Gericht aus dieser Sicht nicht zugunsten des Uferweg-Erhalts entschieden hat. Die Hamburger würden sich das nicht gefallen lassen. Im Gegenteil: Nach und nach werden derzeit alle Uferwege an Alster und Elbe für viele Millionen Euro einer Verschönerung unterzogen. An der Außenalster wurde ein Weg nicht nur mit einem teuren Belag versehen, sondern auch schöne neue Bänke aufgestellt. Direkt am Weg entlang der Elbe stehen überall Häuser und Villen, doch noch nie hat sich jemand über die Spaziergänger aufgeregt.
Von den acht Kilometern rund um die Außenalster sind etwa zwei Kilomter kein Uferweg, weil seit 100 Jahren direkt am Ufer Villen stehen. Dort gab es auch nie einen Weg. Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es an der Außenalster noch keinen so schönen langen Uferweg, da die Villengrundstücke und Gärten bis ans Ufer reichten. Einmal sagte mir eine Dame, Jahrgang 1929, dass da, wo ich gerade auf einer Bank sitzend aufs Wasser schaute, ihre Eltern ihren Garten hatten.Der Hamburger Bürgermeister Max Brauer sorgte in den 50er Jahren für die Anlegung des Uferwegs rund um die Außenalster. Er einigte sich mit Garten- und Villenbesitzern. Dass heißt: Niemand ging leer aus. Daraus lässt sich schließen, dass Hamburg auf das Gemeinwohl bedacht ist. Potsdams nicht. Was außerdem Privat-Initiativen bewirken können, zeigt mein Anruf Anfang der 90er Jahre beim Eigentümer der Kleinmachnower Hakeburg. Er hatte einfach den schönen Uferweg vom Machnower See unterhalb der Hakeburg durch ein großes Tor und Zäune sperren lassen. Ich sagte ihm am Telefon, dass die Kleinmachnower und Teltower nach der Wende glücklich darüber waren, endlich wieder an besagtem Ufer spazieren gehen zu können. Denn zu DDR-Zeiten war das Ufer gesperrt, weil die Staatssicherheit in der Hakeburg residierte.Kurze Zeit nach meinem Anruf war der Uferweg wieder begehbar. Sicher hatten sich auch andere Uferweg-Liebhaber an den Eigentümer gewandt.
Daher, liebe Griebnitzer, geben Sie nicht auf! Kämpfen Sie um Ihren Uferweg!
Ines Siecken, Teltow
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