Lesermeinung: „Herr Platzeck, machen Sie dem Spuk ein Ende!“
„Muss ein Pyromane zwingend Hauptmann der Feuerwehr werden?“Warum holt Herr Platzeck ohne Not eine Partei in die Regierung, deren hauptsächlicher Gründungsimpuls die Rettung des Erbes der Diktatur war?
Stand:
„Muss ein Pyromane zwingend Hauptmann der Feuerwehr werden?“
Warum holt Herr Platzeck ohne Not eine Partei in die Regierung, deren hauptsächlicher Gründungsimpuls die Rettung des Erbes der Diktatur war? Es handelt sich bei der Linkspartei nicht um eine „normale“ demokratische Partei. Zwar behaupteten viele ehemaligen Verantwortungsträger, dass sie gerade aus der Diktaturerfahrung heraus keine Wendehälse sein wollten und deshalb in eine Partei eintreten wollten oder in ihr bleiben wollten, die sich zu ihrer schwierigen Geschichte bekennt und daraus lernt.
Aber die Erfahrung und die Arbeitsschwerpunkte der SED/Linke
zeigen, dass dies in der praktischen
Politik Lippenbekenntnisse geblieben sind. Welchen Wert hat ein Bekenntnis, wenn man nicht tätig bereut? Was
haben Kaiser und Nord getan?
Statt sich für Stasi- und Maueropfer
einzusetzen, haben sie sich für die
Rettung der „DDR-Biografien“ eingesetzt. Herr Platzeck hat von
Versöhnung gesprochen. Aber setzt Versöhnung nicht Bekenntnis
und Wiedergutmachung voraus?
Eine große Zahl von SED-Mitgliedern offenbart sich nur dann, wenn es bereits in der Zeitung steht. Man spricht stattdessen von „ Hetzjagd“ und fühlt sich ungerecht verfolgt. Nach 20 Jahren verlangt man von den Bürgern Geduld bis das Gesetz zur Stasiüberprüfung da ist? Die machen sich doch über uns lustig.
Gibt es einen Zwang, dass SED-Leute Politik machen müssen, wo es tausende andere Berufe gibt? Könnte man nicht erwarten, dass man sich auf dem Feld zurück hält, auf dem man offensichtlich eine dramatische Fehlleistung erbracht hat? Muss ein Pyromane zwingend Hauptmann der Feuerwehr werden? Herr Platzeck hat mit Blick auf Schumachers Politik sein Agieren mit der Naziversöhnung aus den 50er Jahren verglichen. Aber Schumacher hat Einzelne in die SPD aufgenommen. Er hat nicht versucht, eine ganze Partei zu rehabilitieren. Stellen Sie sich vor, man hätte 20 Jahre nach Hitler, die NSDAP als Koalitionspartner in die Regierung geholt, mit der Begründung, weil sie ja geläutert ist. Obwohl das nicht passierte, hat es die 68er gegeben. Ersparen Sie es unseren Jugendlichen, dass sie sich radikalisieren müssen, um die SED-Gespenster aus den Amtsstuben hinwegzufegen. Herr Platzeck, machen Sie dem Spuk ein Ende!
André Martin, Potsdam
Skandalös
Wo bleibt der Aufschrei der Brandenburger nach diesen unerträglichen Enthüllungen? Nehmen wir das hin, wenn wir von erinnerungslosen ehemaligen, ehrlosen Spitzeln mit Gedächtnisschwund regiert werden? Wie kann jemand im Parlament sitzen, der sich nicht erinnern kann, eine so skandalöse Unterschrift gegeben zu haben, seine Mitmenschen, Kollegen, Freunde zu bespitzeln? Wie kann jemand regieren, der nicht die Kraft und den Mut hat, zu seiner Vergangenheit zu stehen? Wie viele erzwungene Geständnisse will Herr Platzeck noch klein reden, bevor er den zwingend erforderlichen Bruch mit der „Linken“ vollziehen will? Skandalös auch, dass die Linken den deutschen Gefallenen des 2.Weltkrieges das Gedenken verweigern und nur am sowjetischen Mahnmal ihren Kranz niederlegen. Was darf sich die Linke noch alles leisten?
Klaus Trumpf und Ehefrau, Potsdam
Zu: „Brandenburger Irrweg“, 3.12. 2009
Esther Schröder kann nicht durch Argumente überzeugen. Allenfalls fällt sie durch Alarmismus auf, der parteiübergreifend dazu führte, dass sie eine fulminante politische Bruchlandung hinlegte. Schon als die „SPD-Arbeitsmarktexpertin“ im Landtag ans Mikrofon trat, bekam der ehemalige Wirtschaftsminister Ulrich Junghans (CDU) regelmäßig ein verkniffenes Gesicht. Das war auch so, als die Abgeordnete noch bei der PDS war. Ebenso reagierten sozialdemokratische Genossen allergisch auf das von Parteichef Platzeck protegierte Nachwuchstalent. Konsequenz war, dass die SPD-Fraktion die stellvertretende Fraktionschefin Esther Schröder geschasst hatte. Offenbar kann sie mit keiner Partei. Wer so pauschal kritisiert, wie Esther Schröder, kennt sich entweder nicht aus, oder ist an einer Diskussion nicht interessiert. Ich bin bereit zu verstehen, dass der Verlust an Stellung und entzogenem Vertrauen Enttäuschung hervorruft. Aber die sinnfreien Äußerungen leiten mich zu der Äußerung: „Gehen Sie in Klausur Frau Schröder!“.
Mirko Michael Naundorf, Potsdam
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