Lesermeinung: Im Hinblick verdursten
Im Hinblick auf die Bewerbung Potsdams als Kulturhauptstadt Europas 2010 wurden der Verein Kulturhauptstadt Potsdam und die Kulturhauptstadt GmbH gegründet und sie präsentieren sich in Großveranstaltungen bürgernah, um möglichst viele Bewohner der Stadt für die Bewegung Potsdams als Kulturhauptstadt für 2010 zu begeistern. Selbst der Bürgermeister lässt sich solche Präsentation nicht entgehen.
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Im Hinblick auf die Bewerbung Potsdams als Kulturhauptstadt Europas 2010 wurden der Verein Kulturhauptstadt Potsdam und die Kulturhauptstadt GmbH gegründet und sie präsentieren sich in Großveranstaltungen bürgernah, um möglichst viele Bewohner der Stadt für die Bewegung Potsdams als Kulturhauptstadt für 2010 zu begeistern. Selbst der Bürgermeister lässt sich solche Präsentation nicht entgehen. Im Hinblick auf die Auswahlkriterien, wonach zum Ende des 3. Quartals 2005 aus 17 deutschen Städten die endgültige Entscheidung bis Mitte 2006 getroffen werden soll, bestimmen somit nicht die Bürger der Stadt, sondern Dritte. Die Bürger selbst scheinen in kostenaufwändigen Werbeaktionen erst davon überzeugt werden zu müssen. Warum sonst wären solche Präsentationen nötig? Im Hinblick auf die edle Spendenfreudigkeit von der Stadt wohlgesonnenen Bürgern, so beim Wiederaufbau des Stadtschlosses, des Kanals und der Garnisonkirche und den schon vorhandenen Schlössern und Gärten sowie auch des endlich neu entstehenden Theaters an der Schiffbauergasse, reicht das nicht aus. Im Hinblick auf das Feld der kulturellen Landschaft wird bis zum Entscheidungstermin noch Einiges zu tun sein und auch an Neuheiten erblühen. Das ist gut so. Aber sollen diejenigen, die im Hinblick auf die bereits bestehenden kleinen kulturellen Einrichtungen der Stadt, die selbstständig, ohne bisherige vernetzte Anbindung an feste Institutionen seit Jahren für ein kreatives Aktionsprofil im kulturellen Leben der Stadt ebenfalls ihre Existenzberechtigung gefunden haben, und so das kulturelle Leben bereichern, bis dahin verdursten? Im Hinblick auf die schönen Gärten, deren sich Potsdam rühmt, sind sie wie Samen über die Stadt verteilt – wenn ihnen bis 2010 kein Wasser gegeben wird und die Quellen verschlossen bleiben, müssen sie unweigerlich verdorren und sind zum Untergang verurteilt. Es entstehen Lücken im Beet der kulturellen Landschaft. Im Hinblick auf die Antragstellung, die bisher zweimal im Jahr möglich war, an Fördermittel über ein kompliziertes Verfahren zu gelangen, wurden die Anträge mit dem angemeldeten Finanzierungsbedarf für kulturelle Projektförderung für das erste Halbjahr einfach auf das ganze Jahr umgelegt. Eine Korrektur seitens der Antragsteller war nicht mehr möglich. Somit bleiben sie für ein weiteres Jahr auf dem Trocknen. Im Hinblick auf Anfragen beim zuständigen Fachbereich Kultur und Museen bezieht man sich auf die kollektive Ablehnung eines neuen Beirates. Einen Termin beim zuständigen Leiter zu bekommen, um in Erfahrung zu bringen, wie denn nun solche „vernetzten Projekte mit kreativem Aktionsprofil und kulturkooperativem Ansatz – im Hinblick auf die Bewerbung Potsdams als Kulturhauptstadt Europas 2010“ auszusehen haben, scheitert seit Wochen scheinbar an der Technik, die offensichtlich immer dann versagt, wenn Verbindungen von Mensch zu Mensch geschaffen werden sollen. Im Hinblick auf die einst versprochenen blühenden Landschaften dümpeln wir heute auf Baustellen herum und setzen Milliarden in den Sand, wobei die Verantwortlichen zusehen, wie sie ihr Heu ins Trockene schaffen können. Im Hinblick darauf sollte ich mich vielleicht hinsetzen, mein Gesicht nach Osten wenden und beten und mit Optimismus einer „langen Dürre“, wie einst in der Bibel prophezeit, entgegensehen und mir im Hinblick auf Valentin sagen: „Gemocht haben wir schon gewollt, aber gekonnt haben wir nicht gedurft.“ Udo Weber, Potsdam
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