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Lesermeinung: Integrationspolitik und Deutsche in Chile

Zu: „Rütli: Zündstoff für Debatte über die Ausländerintegration“, 1.4.

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Zu: „Rütli: Zündstoff für Debatte über die Ausländerintegration“, 1.4.

Der Hilferuf der Neuköllner Rütli-Schule hat mich bewegt. Wie weit musste es kommen? Man kann nicht jetzt nach einem Schuldigen suchen. Es betrifft uns alle. Da, wo wir ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Deutschen und Ausländern schaffen, findet die Integration statt. Migranten, die sich entschlossen haben in einem anderem Land zu leben (aus welchen Grund auch immer) müssen zur Integration bereit sein, die Sprache zu lernen und die Gesetze des Landes zu respektieren. Nur über die jeweilige Sprache kann ich mich verständlich machen, kann lernen, studieren, arbeiten. Ich kann meinen Freundeskreis erweitern, Kulturangebote wahrnehmen und vieles mehr. Ohne Sprachkenntnisse bleibe ich allein oder kann nur mit gleichsprachigen Mitbürgern zusammen sein.

Die Integration von Migranten lag und liegt mir immer am Herzen. Ich selbst komme aus der Tschechischen Republik und Potsdam ist vor fast dreißig Jahren zu meiner zweiten Heimat geworden. Ich war von 1998 bis 2003 Vorsitzende des Ausländerbeirates der Stadt und das Thema „Integration und Verständnis zwischen Deutschen und Migranten“ war Schwerpunkt meiner Arbeit und des Beirates. Jeder Mensch sollte Anerkennung seiner Persönlichkeit finden, sich in seiner Individualität entfalten können. So, wie die Deutschen, müssen auch die Migranten angemessene, berechtigte Kritik akzeptieren und diese annehmen. Nicht alles, was gegen uns Migranten gesagt wird, ist gleich ausländerfeindlich. Man muss den Dialog mit allen Institutionen suchen, die sich mit der Integration von Migranten beschäftigen - vom Staatsoberhaupt, Justiz, Parteien, Verbänden, Vereinen, Ämtern und Integrationsbeauftragten. Die Palette ist groß. Es gibt auf diesem Gebiet noch viel zu tun! Ich hoffe, es wird uns irgendwann gelingen.

Jaroslava Dobrinski, ehemalige Vorsitzende des Ausländerbeirates der Stadt Potsdam

Zu: „Feindbild Mischling“, 31.3.

Der Beitrag des in Berlin lebenden Schriftstellers zeigt treffend, wie weit wir von einer zukunftsweisenden Gestaltung des Zusammenlebens entfernt sind. Das ist schade, da sich dies als eine verpasste Chance, die zu einer schweren Belastung wird, erweisen wird. Die ersten Vorboten sind schon zu spüren, beispielsweise an der Rütli Hauptschule. Derjenige, der denkt, mich geht das nichts an oder mich interessiert das nicht, ist entweder blauäugig oder selbstgefällig, denn das wird sich wie ein „Bumerang“ auf uns alle auswirken.

Der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau, sagte bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde in Valdivia/Chile (übrigens eine Stadt, die von deutschen Einwanderer sehr geprägt wurde): „Die deutsche Einwanderung nach Chile war Teil einer großen Bewegung, in der Millionen von Europäern ihre Heimat verlassen ... haben. Nur wenige unter ihnen hatten ein klares Bild von dem, was sie erwartete. Sie kamen in ein Land, dessen Sprache sie nicht kannten ... die Chilenen gaben diesen Menschen eine Chance, durch ihre Arbeit und ihre Leistung zu überzeugen und sich als vollwertige und respektierte Bürger in diese Gesellschaft zu integrieren. Die Einwanderer und ihre Nachkommen identifizierten sich schnell mit ihrer neuen Heimat. Obwohl sich die erste und zweite Generation noch als Deutsche in Chile begriff, fühlten sich die Nachkommen der dritten und vierten Generation schon eher als Chilenen deutscher Herkunft Wenn wir die Integration gestalten wollen, dann kann uns ein Blick in die Geschichte helfen und ein Blick in andere Gesellschaften, die auf eine gelungene Integrationsgeschichte blicken können. Deswegen ist auch ein Blick auf die deutsche Einwanderung nach Chile hilfreich.“

Viele (un)verantwortliche Politiker verharren immer noch in einer starren, hochmütigen und selbstgefälligen Betrachtungsweise dieser Herausforderung, die uns alle angeht.

J.Gárate, Potsdam

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