Lesermeinung: Integrationsunwillig?
Zu: „Deutschland gedenkt der Opfer des Neonazi-Terrors“ und: „Innenminister provoziert mit Islamstudie“Kaum sind die feierlichen Töne verklungen und die regierungsamtliche Zerknirschung, da ist das Land auch schon wieder in der ganz anderen Wirklichkeit angekommen. Da präsentiert Innenminister Friedrich eine Studie, wonach 22 Prozent der jungen Muslime „eine zurückhaltende, die eigene Herkunftskultur betonende Haltung einnehmen“, sprich: integrationsunwillig sind.
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Zu: „Deutschland gedenkt der Opfer des Neonazi-Terrors“ und: „Innenminister provoziert mit Islamstudie“
Kaum sind die feierlichen Töne verklungen und die regierungsamtliche Zerknirschung, da ist das Land auch schon wieder in der ganz anderen Wirklichkeit angekommen. Da präsentiert Innenminister Friedrich eine Studie, wonach 22 Prozent der jungen Muslime „eine zurückhaltende, die eigene Herkunftskultur betonende Haltung einnehmen“, sprich: integrationsunwillig sind. Die wesentlich differenzierteren Aussagen der Studie hat er dabei wohlweislich unterschlagen, offensichtlich ging es ihm mal wieder mehr darum, populistisch das Trennende herauszustellen – Herr Sarrazin lässt grüßen!
Da wüsste ich schon mal gerne, was denn nun „Integrationsunwilligkeit“ ist und inwieweit das mit religiöser und kultureller Prägung zu tun hat. Vielleicht hat das ja vor allem was mit gesellschaftlicher Akzeptanz, Bildungs- und Berufschancen zu tun. Vielleicht ist das Gefühl, nicht dazuzugehören und ausgegrenzt zu sein, auch dort verbreitet, wo – unabhängig von der Religionszugehörigkeit – flächendeckend die Bevölkerung unter prekären Arbeitsbedingungen und Arbeitslosigkeit leidet. Und wie sieht es am anderen Ende der Skala aus, wie ist es etwa mit Integrationswilligkeit und gesellschaftlichem Verantwortungsbewusstsein bei denen bestellt, die durch ihre Geldgeschäfte ganze Volkswirtschaften in den Abgrund treiben? Aber vielleicht legt Herr Friedrich auch dazu mal eine Studie vor.
Dr. Eberhard Wildenhahn, Potsdam,
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