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Lesermeinung: Kataloge kiloweise

Eichenhof-Kita siegt beim Paper-Race2.7.

Stand:

Eichenhof-Kita siegt beim Paper-Race

2.7. 2009

Dass es nicht die Zwei- bis Fünfjährigen sind, die 600 Kilo Papier sammeln, wird wohl Jedem klar sein. Dass

diese auch noch nicht so richtig

kapieren, wofür das Sammeln gut ist, wohl ebenso. Umso mehr erschüttert es mich, dass der Wettkampf der Eltern um die größten Katalogberge auf die Kinder übertragen wird. In sozialistischer Tradition wird eine Wandzeitung geführt und nur die Besten dürfen

dann mit in den Zirkus. Lang

lebe Timur und sein Trupp! Der Umweltgedanke, der angebliche Hintergrund dieses „Paper-Race“ (wenigstens in Englisch, nicht in Russisch), wird konsequent ad absurdum geführt.

Da nur das Sammeln von Zeitungen und Katalogen erlaubt ist, melden viele Familien Werbung nicht ab, denn: „die können wir ja in die Kita bringen“! Oder holen sich zehn oder mehr neue Telefonbücher, denn: „die bringen ordentlich Kilos“. In einer Zeit,

in der Papier aus dem Haushalt meist direkt in der Wiederverwertung landet, verkommt das „Paper-Race“

zur Farce und kurbelt den Papierverbrauch an, statt ihn einzudämmen. Es ist wohl nur der letzte Versuch –

zwanzig Jahre nach dem Mauerfall – irgendwelche sozialistischen Strukturen an den Kitas zu erhalten. Meine Tochter hat ihre Enttäuschung, nicht mit in den Zirkus gehen zu dürfen, überwunden. Sie weiß jetzt, wie man wirklich Papier einsparen kann und was „Paper-Race“ übersetzt eigentlich heißt. Hätte sie das nicht in der Kita

lernen sollen? Vielleicht ist es an der Zeit, die Priorität wieder auf die

Erziehung und Bildung der Kinder zu legen.

Tilo Kalski, Werder/Havel

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