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Lesermeinung: Kein Zink im Umkreis von 300 Metern!

Zu: „LandtagSschloss: Kupferdach kostet 1,6 Millionen mehr“, 27.8.

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Zu: „LandtagSschloss: Kupferdach kostet 1,6 Millionen mehr“, 27.8. 2011

Als Mitglied der Brandenburgischen Ingenieurkammer möchte ich ein entscheidendes Argument gegen Zink einbringen. Es ist erstaunlich, dass keiner der am Stadtschlossbau Beteiligten darauf hinweist, dass die in unmittelbarer Nähe befindliche Nikolaikirche eben auch ein Kupferdach hat. Besichtigt man die erste Dachebene der Nikolaikirche, so sieht man dort nur Kupfer oder Edelstahl. Schaut man in die Fachbücher, so findet man die elektrochemische Spannungsreihe, die für die Art der zu verwendenden Metalle bei Dächer zu beachten ist. Die Metalldachbaustoffe Zink und Aluminium werden gegenüber Kupfer als „unedle Metalle“ eingestuft. Das bedeutet in der Praxis, dass bei der gemeinsamen Verwendung von Kupfer und Zink oder Kupfer und Aluminium bei Anwesenheit von Wasser (Niederschläge) und Sauerstoff (Umgebungsluft) der Zink oder das Aluminium über einen gewissen Zeitraum korrodieren werden. Bereits beim damaligen Bau der Bibliothek und des Lehrerbildungszentrums Ende der 60er bis Anfang der 70er Jahre des vorherigen Jahrhunderts gab es ein Gutachten, wonach kein Aluminium und Zink im Umkreis von 300 Meter um die Nikolaikirche verwendet werden darf, da die von Niederschlägen zwangsläufig aus dem Kupferdach der Nikolaikirche herausgelösten und vom Wind verwehten Kupfer-Ionen eine Zink oder Aluminiumbedachung örtlich durchfressen und damit zu Undichtigkeiten führen. Leider liegt mir dieses Gutachten nicht vor.

In meinem Fachgebiet der Technischen Gebäudeausrüstung lernt übrigens jeder Ingenieur oder Handwerker in den ersten Jahren, dass eine Mischinstallation aus Kupferrohr mit anschließendem verzinkten Stahlrohr bei Wasserleitungen unbedingt zu Lochfraß in der verzinkten Stahlleitung führt.

Insofern gibt es durchaus analoge Sachverhalte. Fazit: Wenn das Dach aus Zink gebaut wird, wird der Landtag sich mittelfristig ein Ausweichquartier suchen müssen, wenn Regenwasser durch das Dach tropft. Darum vielleicht doch lieber gleich Kupfer nehmen – auch wenn es auf den ersten Blick deutlich teurer ist. Zink oder Alu sind als Dachbaustoff hier jedenfalls höchst problematisch. Oder will man sich etwa auf eine eventuell mögliche Beschichtung des Zinkblechs verlassen, die innerhalb kurzer Zeit durch thermische Beanspruchungen Risse aufweist und damit keinen Schutz mehr bietet? Eine Sanierung wird dann am Ende mit Sicherheit teurer als wenn gleich ein vernünftiges Dachmaterial verwendet wird.Axel Rathey, Potsdam

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