zum Hauptinhalt

Lesermeinung: Kunst am Landtagsschloss – Was soll das?

Zu: „Sanssouci, zerschnitten. Ausstellung mit Sieger- und Finalisten-Entwürfen zur ’Kunst am Bau’ für das neue Landtagsgebäude“, 6.

Stand:

Zu: „Sanssouci, zerschnitten. Ausstellung mit Sieger- und Finalisten-Entwürfen zur ’Kunst am Bau’ für das neue Landtagsgebäude“, 6.9.

Was die Jury des Landtages als Siegerentwürfe präsentierte, enttäuscht. Denn diese scheinen nur eine Intention zu haben: Die Menschen, die sich für das Schloss engagiert haben, zu diskreditieren: „Dies ist kein Schloss!“, so der zweitplatzierte Entwurf, der in großen Lettern in französischer Sprache am Schloss prangen soll.

Als Erstplatzierter fungiert eine zerhackte Sanssouci-Attrappe, die signalisieren soll, dass alles hier ist nur Disneyland, wie der Künstler offen bekennt. Was soll das? Sollen wir Bürger uns jetzt entschuldigen, dass wir geglaubt hatten, damit unsere verlorene Mitte wiederzugewinnen?

Nein, ganz eindeutig hat hier die Jury mit großer Treffsicherheit die Beiträge favorisiert, die das „Schloss“ konterkarieren. Warum eigentlich lässt man den Bürger bei dieser Entscheidung außen vor? Erst sperrt man den Schlosshof vor dem Volk ab, indem man die Kutschdurchfahrten streicht und dann entscheidet man selbstherrlich mit unseren Steuergeldern, was die Kunst am Bau ist. Wann begreift man endlich, dass das ein öffentlicher Raum ist und nicht ein persönliches Refugium von Abgeordneten und Politikern?

Nachtrag: Vielleicht ist aber der Vorschlag mit der Inschrift gar nicht so schlecht! Das könnte Schule machen. Dann stünde an der kahlen Wand der Bibliothek: „Das ist über uns gekommen!“ und an der IHK „Das war nicht so gewollt!“

Barbara Kuster, Potsdam

Entwürfe ohne Empathie

Die Jury hat gesprochen, der große Wettbewerb ist abgeschlossen. Der Entwurf von Florian Dombois an erster, Annette Pauls an zweiter und Hester Oerlemanns an dritter Stelle. Wobei neben „Zugabe“ auch die weiteren Entwürfe „Ceci n’est pas un chateau“ und „Ein neuer Garten“ zur möglichen Realisierung anstehen. Also alles gut – oder gibt es noch Fragen? Die Antwort hängt vom Standpunkt des Betrachters ab.

Der den Prämierungen zugrunde liegende Gedanke darf hinterfragt werden. Liegt in den drei Fällen mehr als nur eine korrekte Attitüde, eine äußerst reservierte Haltung zum Gegenstand, vielleicht eine Ablehnung des Baus selbst begründet? Auffällig ist die Abwesenheit von Empathie für das zu Gestaltende bei diesen Entwürfen. Nimmt man Autorenäußerungen hinzu, zum Umfeld, zur Stadt als Disneyland, zum Mercure, dann scheint diese Vermutung nicht abwegig. Sanssouci, Glumes Satyrikon lädt noch heute jeden ein, mitzufeiern, zu lachen, sich zu freuen.

Könnte etwas ähnlich Positives von der Adaption Sanssoucis zu erwarten sein? Dieses sind keine positiv zukunftsweisenden Gestaltungen – sie wollen verunsichern, dekonstruieren und zeigen, wie selbstkritisch wir sind. Sie zeigen aber nur die hohle Phrase davon, wie bestellte Kritik.

Verunsichert ist heute jeder. Wer könnte denn sicher sein in einer Zeit alternativloser Megaentscheidungen über alle Parteien, Meinungen, gesicherte Kritik und besseres Wissen hinweg? Kann Kunst da nicht bescheidener sein und wirkungsvoller in eigener Form und Gestaltung?

Peter Vogel (Atelier Vogel), Potsdam

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })