Lesermeinung: Kürzungen bei Kita mit „katastrophalen“ Folgen
Hausmeister betreut jetzt 8000 Quadratmeter Außenfläche und marodes Gebäude in 15,8 Wochenstunden. Über „Pauschalsätze für Kitas – Stadt will Richtlinie ändern“ berichteten die PNN.
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Hausmeister betreut jetzt 8000 Quadratmeter Außenfläche und marodes Gebäude in 15,8 Wochenstunden. Über „Pauschalsätze für Kitas – Stadt will Richtlinie ändern“ berichteten die PNN.
Seit Beginn des Jahres 2006 existiert eine neue Finanzierungsrichtlinie der Stadt Potsdam, die für die Bereitstellung von Hausmeisterstellen für Kindergärten katastrophale Folgen hat. Statt wie vorher üblich, eine dem Kitaobjekt in der Größe angepasste Hausmeisterversorgung zu realisieren, wurde nun in der Stadtverordnetenversammlung eine Finanzierung nach der Kinderanzahl der jeweiligen Einrichtung beschlossen. In Zahlen ausgedrückt heißt das, es wird eine volle Hausmeisterstelle für 250 Kinder finanziert. Trotz Widerspruch einiger freier Träger der Potsdamer Kita-Einrichtungen wird diese Richtlinie seit Januar 2006 umgesetzt. Über die Kurzsichtigkeit dieser Entscheidung können die Eltern und Erzieher der Kita Regenbogenland im Hubertusdamm 50 nur den Kopf schütteln. Bei einem Kita-Außengelände von 8000 Quadratmetern und einer Einrichtungsgröße von 1350 Quadratmetern, in der 100 Kinder betreut werden, soll nun eine Hausmeisterstelle von 15,8 Wochenstunden ausreichen! Wir fragen uns, wie das ohne deutlichen Qualitätsverlust, zu realisieren ist? Unsere Einrichtung ist über 33 Jahre alt, wurde bis jetzt noch nicht saniert und weist erhebliche Schäden und Mängel auf, die oftmals der Hausmeister beheben musste. Die Stadt kassiert zwar als Vermieter die Miete, aber die Sanierung des Gebäudes wird vernachlässigt. Da wir kein sozialer Brennpunkt sind, ist auch keine umfassende Sanierung in absehbarer Zeit in Sicht.
Das große Spielgelände der Kita im Außenbereich half den Eltern bisher über so manche bauliche Mängel in der Einrichtung hinwegzusehen. Wie soll dieses schöne Spielgelände aber zukünftig in Schuss gehalten werden? Schon jetzt ist die Kita auf die Mithilfe der Eltern mit freiwilligen Arbeitseinsätzen angewiesen. Es kann doch aber nicht sein, dass die Eltern und Erzieher bei solchen Entscheidungen immer mehr als Lückenbüßer fungieren. Haben die Stadtverordneten daran gedacht, dass durch die neue Finanzierungsrichtlinie zwangsläufig auch zu viele Hausmeisterstellen da sind? Das Diakonische Werk Potsdam e.V. musste hier schon reagieren und einen sehr kompetenten und fleißigen Hausmeister entlassen. Sieht man genau hin, ist das ja noch nicht das Ende der Fahnenstange. Diese Richtlinie betrifft den gesamten technischen Arbeitsbereich, auch die Reinigungskräfte und den Küchenbereich. Vielleicht sollte man sich erstmal vor Ort ein Bild machen und mit sachkundigen Menschen sprechen, bevor man vom Tisch aus eine Entscheidung trifft, die katastrophale Auswirkungen hat.
Man kann nicht einfach alle Kitas pauschal über einen Kamm scheren. Eine neue oder sanierte Einrichtung hat einen viel geringeren Arbeitsaufwand, als eine schon über Jahrzehnte alte Kita, wo nichts gemacht worden ist. Die Außengelände sind in jeder Kita von ihrer Größe und Arbeitsintensität sehr unterschiedlich: Gibt es einen hohen Baumbestand, Rasenflächen oder ist mehr befestigte Freifläche vorhanden und ist man für den Winterdienst verantwortlich. Das sind nur einige Kriterien, die man berücksichtigen muss.
Dies wollen die Eltern und Erzieher nicht mehr akzeptieren! Von der Politik wird mehr Kinder- und Familienfreundlichkeit gefordert, auf der anderen Seite werden im Kitabereich immer mehr Kürzungen durchgesetzt. Unsere Kinder sind unsere Zukunft, aber unter welchen Bedingungen lassen wir sie aufwachsen? Hier stimmt doch Wort und Handeln in der Politik nicht überein. Wir fordern die Stadtverordneten der Stadt Potsdam im Interesse der Kinder auf, diese Entscheidung zurückzunehmen!
Silvia Marten, im Namen der Eltern und Sabrina Marohn, im Namen der Erzieher, der Kita Regenbogenland in Potsdam
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