Lesermeinung: Lückenlose Aufklärung zur Ausschreibung gefordert!
Dennoch modern geplant, 8.12.
Stand:
Dennoch modern geplant, 8.12. und: Landtag: Speer weist Vorwürfe zurück
Offensichtlich hat der brandenburgische Finanzminister nicht mitbekommen, wie viele Bürger sich für den Aufbau des Stadtschlosses engagieren: Viele haben in gleißender Sonne (unter ihnen auch Oberbürgermeister Jacobs) und bei strömendem Regen Schlosssteine geklopft, die für die Wiederherstellung der Knobelsdorffschen Fassade an allen Seiten verkauft werden.
Es gibt die Aktionen des Stadtschlossvereins und der Bürgerinitiative Mitteschön: Verkauf von „Schlossaktien“, Kunstauktion zur Wiederherstellung der Minerva und als Neuestes, den Verkauf von „Schlosskeksen“. Dazu kommen die monatlichen Demonstrationen, die schon in ganz Deutschland bekannt sind. Hier werden Gelder von Bürgern gespendet, die Potsdam die alte Mitte wiedergeben wollen. Die großzügige Spende von Herrn Plattner ist deshalb nicht das Verdienst von Herrn Speer, sondern weil Herr Plattner damit das Engagement der Bürger ehren will. Wahrscheinlich wäre es sinnvoller gewesen, dem Stadtschlossverein direkt die Spende zur Verfügung zu stellen. Dann könnte sie nicht in falsche Kanäle gehen.
Maria von Pawelsz-Wolf, Beisitzende im Kreisvorstand der CDU Potsdam
„Herr Platzeck, übernehmen Sie notfalls“, 11.12. 2007
Frau Kuster von der Bürgerinitiative „Mitteschön“ ist zuzustimmen, wenn Sie eine lückenlose Aufklärung zur Ausschreibung des Landtages fordert. Ebenso bei der Forderung nach Konsequenzen, wenn hier politisch „getrickst“ wurde.
In Manchem ist ihr aber zu widersprechen. Wenn Frau Kuster immer wieder vom „Willen der Potsdamer“ spricht, vereinnahmt sie auch die Potsdamer, die nicht für den Standort Mitte mit Schlossfassade gestimmt haben. Das sind immerhin 98 000 Wahlberechtigte gegenüber 24 000, die wie ich für die Mitte und die Schlossfassade stimmten.
Auch der Potsdamer CDU-Chef Wieland Niekisch scheint sich in seinen Emotionen zu vergaloppieren. Wie kommt Niekisch auf den Gedanken, das Alte Rathaus mitzubenutzen, wo doch der Landtag laut Beschluss allen Abgeordneten auch nach einer möglichen Fusion von Berlin und Brandenburg Platz bieten soll. Also doch mehr Schloss als Landtag mit Schloss-Fassade ? Vollends irritiert bin ich, wenn Frau Kuster für die Knobelsdorff-Fassade die gleichen Gefühle äußert, wie für die Öffnung der Mauer. Für eine Mauer, die über Jahrzehnte Menschen in Ost und West voneinander trennte, die Familien auseinander riss und schwerste Schicksale begründete. Geschmacklos finde ich auch die politische Vereinnahmung des Spenders durch Michael Schöne vom „Stadtschloss-Förderverein“, der Hasso Plattner unterstellt, mit seiner Spende bewusst politisch gehandelt zu haben und diesem dankte, seine Millionen-Offerte zum richtigen Zeitpunkt gemacht zu haben. Vielleicht sollten die Freunde der Schlossfassade, denen ich für ihren Einsatz großen Respekt entgegen bringe, in Zukunft ihre Gedanken besser ordnen.
Wolf-Dieter Herrmann, Potsdam
Betonklotz trotz Beschlüsse und Bürgervotum
In Potsdam scheinen die Bürger sehr viel weitsichtiger, aufgeklärter und auch engagierter zu sein als die Politiker. Das Engagement für die Bebauung der historischen Mitte zeigt das sehr deutlich. Wie ein politisches Mandat missbraucht werden kann, beweisen die Politiker Speer, Fritsch und andere. Wollten die doch tatsächlich gegen die Beschlüsse und das Bürgervotum abermals einen Betonklotz in Potsdam bauen. Werden nun diese Leute entlassen oder zur Rechenschaft gezogen? Wohl kaum!
Konsequent und weitsichtig kann hier nur wieder der Bürger agieren und spätestens mit den nächsten Wahlen die selbstherrlichen Übeltäter in die politische Wüste schicken. Vielleicht kommt dann die Erkenntnis dafür, für was ein auf demokratischem Wege erlangtes Mandat eingesetzt werden darf und für was nicht.
Rainer Erdmann, Potsdam
Vorsicht vor Kulissenschiebern!
Ist der Landtag nur das Vehikel, das am Ende stört? Hauptsache: Stadtschloss? Immer wieder wird Knobelsdorff bemüht, ein großer Architekt seiner Zeit, der es vermochte im Rahmen konkreter Zwänge hervorragende Architektur zu vollbringen, die nach Jahrhunderten noch Bestand hat. Sicherlich war er nicht der „Zeichenstift“ seines Königs. Er muss in der Lage gewesen sein, Intensionen seines Bauherrn zu verdichten, diesen aber auch zu überzeugen und Einfluss auf den König auszuüben. Diese Fähigkeiten, gepaart mit einem anspruchsvollen Bauherrn, zeichnen in allen Generationen herausragende Architekten aus.
Geschichte lässt sich nicht rekonstruieren. Gebäude sind immer Zeugnisse ihrer Zeit, auch des Umgangs mit ihnen in den Zeitläufen danach. Das macht ihren Wert für die Kultur unserer Gesellschaft aus. Architektur entsteht immer in einem Spannungsverhältnis aus gesellschaftlichen und individuellen Interessen, aus Inhalt und Form. Architektur entsteht auch im Stadtraum mit wechselseitigen Beeinflussungen zwischen Gebautem und Geplantem. Wird die Form vom Inhalt entkoppelt, nicht im Sinn einer Weiternutzung historisch überlieferter Substanz sondern der Drapierung zeitgenössischer Nutzung, so wird daraus Kulissenschieberei. Diese entspricht derzeit einem Zeitgeschmack, der sich verbreitet. Wahrer wird es jedoch dadurch nicht. Alleinvertretungsansprüche für ihre Haltung werden dafür von den Rekonstruktionisten zwar lautstark proklamiert, aber ob dieses vor zukünftigen Generationen Bestand haben wird ist fraglich. Der viel bemühte Knobelsdorff würde sich wohl abwenden von einem Gebäude „like Knobelsdorf“ abwenden''. Vielleicht wäre er auch an das fahrende Volk erinnert, mit seinen Kulissenschiebern.
Bernhard Schuster, Architekt in Frankfurt/Oder
Junges Team rettet Knobelsdorff
Was wollen denn die sechs Baukonsortien noch korrigieren? Tatsache ist: Ihre Entwürfe sind mit dem Prädikat „modern“ durchgefallen. Zudem wurden sowohl Landtagsbeschluss als auch Bürgervotum missachtet. Wo bleiben eigentlich die wunderbaren Entwürfe der jungen Architekten Christopher Kühn und Olaf Mauga? Dieses Team würde den Landtagsneubau im Knobeldorffschen Sinne retten. Nur ihnen gehört der Nachweis für die historische Gestaltung mit fünf Etagen für den Innenausbau und der dreireihigen Fensterfront. Diese jungen Architekten haben mit bemerkenswertem Engagement den Nachweis für die Deckung des Platzbedarfes, im Sinne eines Landtages im Stadtschloss, erbracht. Ihre Ideen sind der Zeit weit voraus und die ungen Leute kommen zudem noch aus Potsdam.
Hans-Joachim Dauber, Team Stadtkanal/ Stadtschloss-Bürgervotum Potsdam
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