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Lesermeinung: Masterplan: Nichts Neues und auf Kosten der Grünanlagen

Wohnungen auf Kosten von GrünanlagenNur den Kopf schütteln kann ich über die Vorstellungen einiger Potsdamer Fachhochschullehrer über ein „neues Holländisches Viertel im Lustgarten“ Nicht nur die Millionen, die zur Neuanlage des Lustgartens 2001 aufgewendet wurden, würden in den Sand gesetzt, wie die PNN richtig anmerkten, sondern auch auf das historische Terrain des Lustgartens mit seinen Bodendenkmalen und die an ihrem Originalstandort wieder erstandene Neptungruppe wird nicht die geringste Rücksicht genommen.Nicht nur, dass mehr als die Hälfte des Lustgartens bebaut werden soll, auch das historische Neptunbecken soll vollständig abgeräumt und an der Stelle des Hotels in kleinerer Form neu angelegt werden.

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Wohnungen auf Kosten von Grünanlagen

Nur den Kopf schütteln kann ich über die Vorstellungen einiger Potsdamer Fachhochschullehrer über ein „neues Holländisches Viertel im Lustgarten“ Nicht nur die Millionen, die zur Neuanlage des Lustgartens 2001 aufgewendet wurden, würden in den Sand gesetzt, wie die PNN richtig anmerkten, sondern auch auf das historische Terrain des Lustgartens mit seinen Bodendenkmalen und die an ihrem Originalstandort wieder erstandene Neptungruppe wird nicht die geringste Rücksicht genommen.

Nicht nur, dass mehr als die Hälfte des Lustgartens bebaut werden soll, auch das historische Neptunbecken soll vollständig abgeräumt und an der Stelle des Hotels in kleinerer Form neu angelegt werden. Nicht minder brutal wird mit dem 1972 angelegten Grünzug an der Alten Fahrt vom Alten Rathaus bis zur Fußgängerbrücke umgegangen. Auch diese anspruchsvolle und denkmalwerte Anlage im Sinne Karl Foersters soll einer dichten, blockhaften Neubebauung weichen, die dann zynisch „Karl-Foerster-Terrassen“ genannt wird. Im übrigen wird fleißig historisiert: ein Stadtschloss in den alten Umrissen, ein Palais Barberini dito, historische Blockkanten und so weiter.

Solche Ignoranz gegenüber den Belangen der Grünplanung und des Denkmalschutzes, bei gleichzeitiger Verliebtheit in neu geschaffene historisierende Formen, mag einer australischen Studentenarbeit angemessen sein. Bei Potsdamer Professoren ist eine solche Haltung befremdlich. Die notwendige Neuordnung um das ehemalige Stadtschloss, um die es bei dem Masterplan gehen sollte, kann auf schonendere Weise erreicht werden. Der vorliegende Plan erweckt den Eindruck, vorrangig teure Wohnimmobilien auf Kosten vorhandener Grünanlagen bereitstellen zu wollen.

Ingenieur Clemens Wimmer, Potsdam

Ein Wettbewerb der Obergutachter?

Die Rebellion der „Planungswerkstatt Potsdamer Mitte“ brachte kein befriedigendes Ergebnis. Dafür bastelten neun Obergutachter aus den sieben Entwürfen einen „Konsens-Plan“ (Masterplan), der deckungsgleich mit allen bisherigen (auch historischen) Stadtplänen, ja sogar mit dem „Gestaltplan“ von 2001 ist, was aus geomantischen Gründen durchaus zu begrüßen ist. Dieser „Plan des kleinsten gemeinsamen Nenners“ hat nicht nur viel Geld gekostet, er bringt zudem nichts Neues. Es ist zu befürchten, dass der Wettbewerb zum neuen Parlamentsgebäude eine ähnliche Alibifunktion erhält wie die Planungswerkstatt, weil die barocke Fassade insgeheim längst beschlossene Sache ist. Allmählich sollten wir den Erfinder der Denkmalpflege, K. F. Schinkel, ernst nehmen, wenn er sagt: „Überall ist man da nur wahrhaft lebendig, wo man Neues schafft“. Der historische Stadtgrundriss hat seine räumlichen Qualitäten. Der „Alte(r) Markt“ ist seit den Anfängen der Stadt der Bereich der Lebensfülle und der Kreativität. Daher müssen die Gebäude am Platz öffentliche Einrichtungen mit viel Publikumsverkehr aufnehmen. Außerdem ist es unabdingbar, dass der wichtigste Teil des neuen Parlamentsgebäudes auf dem Fundament des ehemaligen Schloss-Südflügels entsteht, da dort am Beginn der Breiten Straße auch die Vorgängerbauten aus dem Mittelalter standen und diese Achse die wichtigste geomantische Kraftlinie der gesamten Potsdamer Kulturlandschaft darstellt. Die Nutzung des Stadtgrundrisses sollte "allerdings nicht in Form einer Kopie des historischen Plans erfolgen, sondern auf eine neue, bessere Art und Weise" (so das Team aus Rotterdam), d. h. in einer Entwicklung aus dem Vergangenen mit gleichzeitigem Blick in eine (vielleicht benzinlose) Zeit.

Ingenieur H. Solmsdorf, Forschungsgruppe Geomantie Potsdam

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