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Lesermeinung: Militärischer Geist

Zum Wiederaufbau der GarnisonkircheBisher habe ich den Protagonisten des Wiederaufbaus der Garnisonkirche mit ihren Intentionen von Versöhnungszentrum und Begegnungsstätte geglaubt. Nun aber, seit mir klar ist, dass die alte Garnisonkirche originalgetreu aufgebaut werden soll, mit einem Fassungsraum von 1000 Personen und keinerlei Räumen für Seminare, ist mein Glaube erschüttert.

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Zum Wiederaufbau der Garnisonkirche

Bisher habe ich den Protagonisten des Wiederaufbaus der Garnisonkirche mit ihren Intentionen von Versöhnungszentrum und Begegnungsstätte geglaubt. Nun aber, seit mir klar ist, dass die alte Garnisonkirche originalgetreu aufgebaut werden soll, mit einem Fassungsraum von 1000 Personen und keinerlei Räumen für Seminare, ist mein Glaube erschüttert. Bekanntlich stammt der Anstoß für den Wiederaufbau aus Militärkreisen, und im Förderverein des Wiederaufbaus sind ebenfalls frühere Generäle vertreten. Auch Symbole und „Reliquien“ der Kriegsführung sind jetzt schon reichlich vorhanden in der jetzt existierenden „Kapelle“ dieser Kirche. Das Nagelkreuz von Coventry, das schon 2005 bei der Grundsteinlegung eine Rolle spielte, ist zwar ein Zeichen des Erschreckens von Krieg und Zerstörung – es ist immer auch Angedenken von Kriegsgeschehen. Das alles ist Zeugnis militärischen Geistes. Ich kann nicht umhin zu denken, dass unser Geist und das allgemeine Bewusstsein noch nicht geklärt sind für die Richtung hin zum Frieden und zu einer eindeutigen Friedenskultur. Potsdam wird hergerichtet zum alten militärischen Geist dieser Stadt. Einige Institutionen in und um Potsdam stehen klar mit dem militaristischen Charakter in Verbindung. Das Militärgeschichtliche Forschungsamt (MGFA) wurde aus dem Schwarzwald in die Zeppelinstraße in Potsdam verlegt. Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr ist in unmittelbarer Nähe zu Potsdam, in Geltow, angesiedelt. Es ist nicht schwer nachzuvollziehen, dass diese dem Militär und dem Militärgeschichtlichen gewidmeten Einrichtungen sich nach Potsdam „hingezogen fühlen“ – und damit auch den alten Militärgeist von Potsdam weiter festhalten und beflügeln. Ich denke, es ist noch viel zu tun an innerer individueller und kollektiver äußerer Bewusstseinsveränderung bis der alte Geist des Krieges in Potsdam – und in der Welt – wirklich vergeht. Er möge vergehen, und er kann vergehen. Wir können anders. Wir können uns hinwenden zu Eindeutigkeit im Denken und Handeln für Frieden und für eine wirkliche Kultur des Friedens, die sich dem Leben und dem Lebendigen widmet. Das ist menschenmöglich. Der Mensch will leben und gut leben. Potsdam möge bitte ernst machen mit der Wandlung zu einer Stadt der Kultur des Friedens!

Dr. Hedwig Raskob, Potsdam-Marquardt

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