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Lesermeinung: Mindestlohn; Politik und Humanität

Generalstreik für Mindestlohn?In welcher Welt leben eigentlich Politiker?

Stand:

Generalstreik für Mindestlohn?

In welcher Welt leben eigentlich Politiker? Sicher nicht in der, die sie fast liebevoll „Niedriglohnsektor“ nennen. Auch nicht in der von Ihnen geschaffenen Hartz IV-Welt, in der – ihrer Meinung nach – fast Alle nur zu faul zum Arbeiten sind. Sie rechnen, das jemand im Niedriglohnsektor mit Arbeit nur so viel bekommt, wie jemand der Hartz IV bezieht. Anstatt darauf zu kommen, dass das Heer von Arbeitslosen den Preis für Arbeit immer weiter nach unten drückt und dem entgegen zu wirken, wollen sie die Spirale durch Kürzungen der Unterstützung weiter nach unten ziehen.

Es wäre an der Zeit, dem endlich im Interesse der Mehrheit der Bevölkerung entgegen zu steuern – mit der Einführung des Mindestlohnes. Fast alle brauchen den Mindestlohn! Die Beschäftigten des Niedriglohnsektor, um endlich der Armut zu entfliehen. Die Beschäftigten allgemein, um ihre Arbeitsplätze nicht durch „Outsourcing“ in den Niedriglohnsektor zu verlieren. Der Handel und die Hersteller, um die Kaufkraft wieder zu steigern. Die Unternehmen, um faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Auch in Hinsicht auf die EU-Osterweiterung könnte gegen das Lohndumping helfen.

Der Mindestlohn ist von solch elementarer Bedeutung dass es einen Generalstreik rechtfertigen würde. Unsere Nachbarn machen dies und diese Länder stehen im Vergleich auch nicht schlechter, nein sogar besser da. Die Gewerkschaften sollten endlich ihre gesamtgesellschaftliche Aufgabe wahrnehmen, sich an die Seite der verantwortungsbewussten Menschen in diesem Land stellen und einen Mindestlohn durchsetzen!

Maik Bader, Fichtenwalde

Zu: „Recht geht vor Nächstenliebe“ - Position von Friedbert Pflüger (CDU), 23.5.

Von dieser Seite war das nicht zu erwarten. Dass ein SPD-Bundeskanzler die Meinung vertrat, man könne mit der Bergpredigt keine Politik machen, war in unserer seit Jahrhunderten christlich geprägten Kultur für mich schon bedenklich. Doch der Spitzenkandidat einer Partei, die sich in ihrem Namen auf Christus beruft, verspricht mit seiner „Position“ nichts Gutes. Offensichtlich weiß er sehr wenig von dem Menschen, der vor nahezu 2000 Jahren in einem Rechtstaat von einer sich bedroht fühlenden Priesterschaft gemeinsam mit Rechtsgelehrten verurteilt wurde, da er Nächstenliebe vor Recht gehen ließ. Geschah ihm recht! Meint demnach der CDU-Chef? Integrierte Menschen aus unserer Gesellschaft abzuschieben ist Unrecht im Namen des Gesetzes. Anliegen des Staates muss Humanität sein. So sollten staatliche Regeln dem ethischen Handeln nicht im Wege stehen. Hier zeigt sich deutlich die Verquickung von Macht und Christentum.

Das Christentum breitete sich aus, weil Christus um der Barmherzigkeit gegenüber Menschen, die von der staatlichen Ordnungsmacht unterdrückt und ausgegrenzt wurden, bewusst Gesetze übertrat und Gewohnheitsrechte außer Kraft setzte und nicht weil er auch Sünder liebte. Doch das ist wohl einem Machtmenschen nicht einsichtig, der in einer Härtefallregelung das Rechtssystem unseres Staates zusammenbrechen sieht. Mir graut davor, wenn er im Land Brandenburg mit zu entscheiden haben sollte, zumal die an den Tag gelegte Härte gegenüber Gesetzesbrechern in den eigenen Reihen bisher nicht erkennbar geworden ist.

Joachim Briesemann, Potsdam

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