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Lesermeinung: Moderne Ikonen

Auch DDR-Bauten gehören zu PotsdamPotsdam besitzt nicht nur Bauten der Klassik und des Barocks, sondern auch der Moderne, des internationalen Stils: das Schwimmbad am Brauhausberg, den Staudenhofkomplex, das „Haus des Reisens“, das Restaurant „Seerose“. Sie sollen verschwinden.

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Auch DDR-Bauten gehören zu Potsdam

Potsdam besitzt nicht nur Bauten der Klassik und des Barocks, sondern auch der Moderne, des internationalen Stils: das Schwimmbad am Brauhausberg, den Staudenhofkomplex, das „Haus des Reisens“, das Restaurant „Seerose“. Sie sollen verschwinden. Dabei handelt es sich nicht um irgendwelche mittelmäßigen Gebäude, sondern um Ikonen der modernen DDR-Architektur. Diese sind durchaus ebenbürtig zu anderen Vertretern des Internationalen Stils, wie Mies van der Rohe, Niemeyer oder Henselmann (Fernsehturm Berlin). In Dresden hat man das erkannt. Die Prager Straße, die in ihrer Struktur erhalten blieb, ist heute eine Attraktion. Hierzu muss man jedoch für verschiedene Stile offen sein. Im Gegensatz zum Barock, bei dem es um die Fassade, den Dekor, die Ausstattung, den „Schwindel“ in seiner Doppelbedeutung, der „süßen Verführung“ ging, zeichnet sich die klassische Moderne durch ihre Strukturhaftigkeit, der Wirkung des Materials und der Konstruktion, dem Verzicht auf Schmuck, dem Gefühl von Offenheit (als Ausdruck von Freiheit) aus. Die Moderne ist demnach der Klassik (Schinkel) näher als dem Barock (Gontard). Und trotzdem sind dies keine sich ausschließenden sondern ergänzende Gegensätze, die gerade den Reiz einer Stadt ausmachen können. Eine so gelungene Einheit, wie die von Marstall, Staudenhof, Nikolaikirche und Altes Rathaus, findet man selten. Ich fühle eine hilflose Wut angesichts dieses Zerstörungswerkes unserer „Machthaber“. So muss man sich gefühlt haben, als die Stadtschlossruine abgerissen wurde.

Gustav Spaeth, Potsdam

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